Leistungssport

Heute beginnen die Olympischen Spiele in Paris. Auf diese Veranstaltung haben sich die Organisatoren und Sportler intensiv vorbereitet. Auf beiden Seiten ist hoher Leistungsdruck. Wie damit umzugehen ist, hat luckx – das magazin vor Ort recherchiert.

Staatsmacht

Wer in diesen durch Paris schlendert, sieht sie an allen Ecken und Bahnsteigen stehen: Die Staatsmacht in Form von Polizisten und Armeeangehörigen. Denn schon seit Monaten wird über Anschläge spekuliert. Einige, so die Französische Regierung, konnten schon verhindert werden. Um nicht eine ähnliche Situation wie in München 1972 zu erleben, sind je nach Quellenangaben zwischen 40.000 und 70.000 Polizei- und Armeekräfte eingesetzt. Wir von luckx – das magazin fühlen uns auch auf der „sicheren Seite“. In unserem Hotel Mercure im Norden von Paris, genauer in Roissy, sind eine größere Anzahl von Polizeikräften untergebracht. Früh morgens geht’s dann mit deren Einsatz los. Wo und wohin sie starten, bleibt aber vertraulich. Denn der Druck ist groß, für Sicherheit zu sorgen.

Auch bei den Sportlern ist Leistungsdruck vorhanden. Denn die gesamte Welt schaut auf sie. Wer dann zu kurz springt oder den Ball daneben wirft, na ja, bekommt die ganze Häme der Couch-Potatos ab. Da hingt dann kein Vergleich mit „Es lebe der Sport“ im Lied von Rainhard Fendrich, der schon 1982 lustvoll über diese Spezi sang. Für viele Sportlerinnen und Sportler dürften sie der Höhepunkt ihrer Karriere sein – wohl auch, was Stress und Leistungsdruck angeht: Auf die 10.500 Athletinnen und Athleten kommen schließlich nur 329 Goldmedaillen. Doch was genau erzeugt den Druck, wen betrifft er, was macht er mit den Wettkämpfern und wie können sie ihn reduzieren? So stellt sich die Frage, wann ist Stress im Sport gut, und wann schädlich?

Stress

Stress kennen wir alle. Er ist eine physiologische Reaktion des Körpers auf eine Ausnahmesituation. Wenn der Körper Stress erfährt, werden Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin oder Cortisol ausgeschüttet. Sie stellen Energie bereit, verbessern die Durchblutung der Muskulatur sowie die Arbeit des Herz-Kreislauf-Systems und verringern die Infektanfälligkeit. Die maximale Leistungsbereitschaft erfordert also ein gewisses Stresslevel. Bei zu wenig Stress kann man diese maximale Leistung nicht abrufen. Die Kunst eines Sportlers ist es also, den perfekten Stresspunkt zu treffen, denn wenn das Stresslevel über einen zu langen Zeitraum aufrechterhalten wird, dann wird das System überbeansprucht und die Leistungsbereitschaft sinkt. Die Folgen können Reizbarkeit oder Unkonzentriertheit sein. Dann verpasst jemand den Start oder fällt vor Aufregung aus dem Boot. Viel Stress kann zudem schon in der Vorbereitung für eine erhöhte Infektanfälligkeit und damit für Krankheiten sorgen und, wenn er sehr lange anhält, in eine Depression oder zu Angst- und Essstörungen wie z.B. Magersucht führen – auch bei männlichen Athleten.

Stressursachen

Unterscheiden lässt sich zwischen Stress von außen und Stress, den man sich selbst macht. Stress von außen kann durch Medien erzeugt werden, oder das persönliche Umfeld, wobei es da dann schon übergeht in Stress, den man sich selbst macht, also die eigenen Erwartungen. Gesellschaftlich ist das etwas paradox, weil bei Sportveranstaltungen im Fernsehen einerseits der Leistungsdruck, im Sinne von Spannung, gewollt ist, andererseits wird heute auch häufig kritisch hingeschaut, wenn es um Druck geht. Das fängt schon im Kindes- und Jugendalter bei den Bundesjugendspielen an. Dort besteht die Gefahr, dass Kinder wegen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit stigmatisiert und demotiviert werden könnten. Der Einzelsportler fällt immer eher auf, weil er allein im Rampenlicht steht.Doch es lässt sich jede Sportart auf Einzelsport runterbrechen, sowohl den Achter beim Rudern, als auch die Spieler beim Fußball. Zwar kann man sich im Wettkampf auf seine Teamkameraden verlassen, aber den Druck der Auswahl, der Nominierung für einen Kader, den haben im Vorfeld alle. Im Mannschaftssport ist er häufig aber nicht so gut erkennbar, weil da eher das fertige Gebilde gesehen wird.

Leistungsdruck im Vergleich zum Freizeitsport

Zwar gibt es Leistungsdruck überall. Im Leistungssport stehen bestimmt auch häufig existenzielle Ängste dahinter, aber sobald man etwas kompetitiv betreibt, kann es auch Leistungsdruck geben. Im Alter ist man vielleicht reflektierter, hat die Stresssituation schon öfter durchgespielt. Dafür kann dann aber eine zunehmende Diskussion über das Alter selbst aufkommen, um sich jung zu halten und weiter zu beweisen. Auch das kann Druck erzeugen. Der Druck, körperlich perfekt auszusehen, spielt sicher auch eine Rolle. Der ist für Frauen vielleicht noch etwas höher, das zeigt sich ja auch in Diskussionen über die Bekleidung der Athletinnen. Andererseits ermöglicht all das einigen Sportlerinnen und Sportlern auch Vermarktungsmöglichkeiten – etwa in sozialen Medien –, die gewollt und durchaus losgelöst von sportlichen Erfolgen sein können.

Leistungsdruck und Stress reduzieren

Wie immer im Leben müssen nach Phasen der maximalen Anspannung und des Stresses müssen Regeneration und Reflektion folgen. Sowohl im Freizeit- und Spitzensport als auch in der Arbeitswelt. Da spielt Schlaf eine große Rolle oder die Vermeidung von Übertraining. Aber auch Sportpsychologen kommen zunehmend zum Einsatz. Die sollen helfen, das Leistungsoptimum abrufbar zu machen. Das kann über mentale Vorbereitungen und bewusste Rituale gelingen oder darüber, Themen und Probleme anzusprechen, die einen in der Leistung mindern könnten. Neben dem professionellen ist auch das persönliche Umfeld wichtig. Olympioniken zum Beispiel befinden sich ja in einer Blase mit anderen Weltklasse-Sportlerinnen und -Sportlern – da kann das Gespräch mit Freunden oder der Heimat wichtig sein, um zu realisieren, wo man schon steht. Hinter den rund 11.000 Athletinnen und Athleten bei Olympia stehen viele Tausende mehr, die es erst gar nicht nach Paris geschafft haben. Das müssen sich auch alle, die dabei sind, verdeutlichen. Das ist schon der Olymp. Da sollte man sein Dasein nicht von diesem einen Event abhängig machen, weil es sehr wahrscheinlich ist, dass man es nicht schafft, eine der rund 300 Goldmedaillen zu gewinnen. Umgekehrt kann auch ein Sieg zwar für den Moment sehr schön sein, aber die Erwartungen, die man an ihn hatte, langfristig vielleicht gar nicht erfüllen.