Menschen vom Sofa zu holen, ist die schwerste Aufgabe. Denn es ist doch so bequem. Und wenn es Sport sein soll, dann kann dieser mit der Fernbedienung ins Wohnzimmer geholt werden. Paris ist einen anderen Weg gegangen, wie luckx – das magazin vor Ort recherchierte.
Möglichkeiten schaffen
Eigentlich scheint es sehr einfach zu sein, Begeisterung für etwas zu schaffen. Es müssen Möglichkeiten vorhanden sein, die einfach und schnell zu erreichen sind. Das trifft auf den ÖPNV genauso zu wie auf den Sport. Zum Beispiel sind die Metro- und andere Verkehrslinien so getaktet, dass innerhalb weniger Minuten die nächste Bahn fährt. In der Autofahrernation muss schon genau überlegt und geplant werden, wie mit den Öffis ein Ort erreicht werden kann. Dann darf nur keine Verspätung – wie bei der Bahn üblich – eintreten. Dann wird das nichts.
In Paris haben die Organisatoren der Olympischen Spiele genau das Metro-System verfolgt. Es wurden kostenlose und frei zugängliche Sportmöglichkeiten geschaffen. Damit wird das Ziel verfolgt, den Bewegungsmangel der Bewohner, der durch zahlreiche Statistiken belegt wird, umzudrehen. So intensivierte die Stadt Paris ihre Bemühungen zur Förderung eines aktiveren Lebensstils. Mit einer Reihe von Initiativen für alle Altersgruppen will die französische Hauptstadt dem sitzenden Lebensstil entgegenwirken und das allgemeine Wohlbefinden der Einwohner fördern.
Empfehlungen der WHO werden ignoriert
In Frankreich kommt ein erheblicher Prozentsatz der Erwachsenen den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation zu körperlicher Aktivität nicht nach. Nur 53 % der Frauen und 70 % der Männer im Alter zwischen 18 und 74 Jahren befolgen diese Empfehlungen, die mindestens 2,5 Stunden körperliche Aktivität pro Woche vorsehen. Auch bei Jugendlichen zwischen 6 und 17 Jahren ist die Situation besorgniserregend. Nur 18 % der Mädchen und 28 % der Jungen befolgen die Empfehlung von mindestens einer Stunde Aktivität pro Tag. Der Übeltäter: übermäßig sitzende Tätigkeiten. Um diesem Problem zu begegnen, hat die Stadt Paris zahlreiche Programme eingeführt, die Pariser aller Altersgruppen zu mehr körperlicher Betätigung ermutigen. Der Plan „Paris Sport Dimanches“ bietet das ganze Jahr über jeden Sonntag kostenlose einstündige Sporteinheiten in 19 Parks, Gärten und Sportzentren in der ganzen Stadt. Diese Aktivitäten sind auf unterschiedliche Leistungsniveaus zugeschnitten, auch für Menschen mit Behinderungen, und werden von Sporttrainern des französischen Nationalen Olympischen Komitees und Sportpädagogen der Stadt Paris beaufsichtigt. Das Programm hatte im Jahr 2022 über 4.000 Teilnehmer angezogen.
Sport in den Ferien
Ein weiteres Programm, der Plan „Paris Sport Vacances“, bietet Kindern im Alter von 7 bis 17 Jahren während der Schulferien sportliche Aktivitäten an. Rund 20.000 Kinder können so verschiedene Sportarten (Klettern, Rugby, Zirkuskunst usw.) entdecken. Eine Woche lang können die Kinder ihre gewählte Sportart ausprobieren und in Gruppen unter der Aufsicht qualifizierter Sportpädagogen Fortschritte machen. Darüber hinaus organisiert die Stadt Paris Camps „Paris Sport Vacances + Kultur“, bei denen kulturelle Aktivitäten wie Theater- oder Radioworkshops mit Sport kombiniert werden. In Zusammenarbeit mit der Kinderrechtsmission der Stadt Paris werden auch Workshops zur Sensibilisierung für Kinderrechte angeboten.
Andere Initiativen wie Paris Sport Familie bieten an Wochenenden Familiensport-Workshops für Kinder im Alter von 3 bis 7 Jahren und ihre Eltern an. Die Stadt Paris unterstützt auch Sekundärpräventionsprogramme wie Paris after Cancer, um Krebsüberlebende bei ihrer Genesung durch körperliche Aktivität zu unterstützen.
In den Ferien werden somit 1.200 Workshops angeboten, die während der Paris Sport Vacances fast 20.000 Kinder nutzen können. Darüber hinaus bietet die Stadt über 10.000 Plätze für Sportkurse für Personen ab 55 Jahren.