Unsterblichkeit: ein großes Ziel der Menschheit. Ob Unsterblichkeit wirklich erstrebenswert ist, bleibt fraglich. Doch wenn es um Lebensverlängerung geht, wollen viele dabei sein. Welche Möglichkeiten es zur Lebensverlängerung gibt, hat luckx – das magazin recherchiert.
Einfluss auf das biologische Alter
„Ein Algorithmus, der sich besser um mich kümmert, als ich es selbst kann“, so beschreibt der „Langlebigkeitsguru“, Unternehmer und Investor Bryan Johnson aus den USA sein rigoroses Programm zur Steigerung der eigenen Langlebigkeit, das unter anderem rund hundert verschiedene Nahrungsergänzungsmittel einschließt. „Don’t Die!“ scheint Johnsons Lebensmotto zu sein. Fragen, die damit verbunden sind, und welche Antworten sich daraus ergeben, sollen auf dem 12. Medica Medicine und Spoers Conference diskutiert werden. Diese internationale Sportmedizinkonferenz greift als etablierter Programmbestandteil der Weltleitmesse für Medizintechnik und Gesundheitswirtschaft, der MEDICA in Düsseldorf, die Diskussion und den aktuellen Stand der Forschung in Bezug auf „Longevity“ (Langlebigkeit) auf. Die international renommierte Fachwelt aus Sportmedizin, Sportwissenschaft, Physiotherapie sowie der Sporttechnologien zusammen zum interdisziplinären Dialog über innovative Ansätze der Prävention, Leistungsmedizin, Regeneration und Rehabilitation im Spitzen- und Gesundheitssport zusammen.
„Die Wissenschaft des Alterns: Die wichtigsten Faktoren, die das biologische Alter beeinflussen, und die Rolle der digitalen Diagnostik (Fakten und Fiktion)“, lautet etwa der Titel des Vortrags von Dr. Lutz Graumann, Arzt für Sportmedizin, Chirotherapie & Ernährungsmedizin und Autor von Fitness-Büchern. Für Graumann erscheint es klar, dass Lebensstilmaßnahmen das biologische Alter beeinflussen. Wie das biologische Alter mehrdimensional gemessen werden kann und was diesbezüglich besonders zielführend ist, das hinterfragt er in seinem Eröffnungsbeitrag.
Guter Schlaf ist ein Schlüsselfaktor
Recht gut belegt ist der Einfluss von Schlaf auf die Gesundheit. Das wird PD Dr. Alen Juginovic, Neurobiologie der Harvard Medical School, darlegen. So wirkt sich die Qualität des Schlafes beispielsweise auf kognitive Funktionen, die Immunantwort und Prävention chronischer Krankheiten aus. Viel Beachtung fand in dem Kontext Juginovics Studie zum negativen Einfluss von mangelhaftem Schlaf bei Profifußballern von Real Madrid. Aber auch die Frage, welches Training empfehlenswert ist, gehört ebenfalls zur Diskussion. Epigenetik, die – meist natürliche – Änderungen der DNA in den Körperzellen und das damit verbundene längerfristige Aus- und Anschalten von Genen, könnte eine Erklärung liefern für Langzeiteffekte körperlicher Aktivität. Damit beschäftigt sich Prof. Wilhelm Bloch, Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln.
Sport als Entzündungshemmer
Entzündungsprozesse spielen ebenfalls eine Rolle im Prozess des Älterwerdens. Was kann getan werden, um das Entzündungsgeschehen im Körper zu verringern? Dieser Thematik wird sich Dr. Moritz Völker-Albert von MOLEQLAR analytics widmen in seinem Beitrag zu epiproteomischen Analysen für die personalisierte Steuerung des Trainings im Breiten- und Leistungssport. Eine Rolle spielen hier erneut die Nahrungsergänzungsmittel.
Jedenfalls produzieren Organe wie die Leber und das Herz sowie Gewebe – zum Beispiel Fettgewebe – bei Belastung Exerkine, die die antientzündliche Wirkung von Bewegung erklären könnten. Viele Fragen z.B. zu den Signalwegen, aber auch zu Bewegungsformen, Intensität und Dauer körperlicher Aktivität sind allerdings noch offen. Dr. Wouter Vints, Facharzt für Rehabilitative Medizin, Maastricht University, legt in seinem Vortrag den aktuellen Wissensstand dar. Und in einer Session werden der international renommierte Sportmediziner Dr. Christian Schneider und Prof. Oliver Werz, Direktor des Lehrstuhls für Pharmazeutische/ Medizinische Chemie in Jena, das neue Verständnis des Zusammenhangs von Entzündungen und Spitzenleistungen aufzeigen.
Und was bringt das Training des Gehirns? Prof. Claudia Völcker-Rehage, Münster, wird darauf zu sprechen kommen und Bezug nehmen zum Konzept der Hirnplastizität. Auf die Prinzipien des Hirntrainings aus sport- und neurowissenschaftlicher Perspektive wird zudem Prof. Thorben Hülsdünker von LUNEX in Luxembourg eingehen.
Die Zukunft des Leistungssports mit Hightech & Expertise
Darüber hinaus werden in Düsseldorf natürlich auch „Klassiker“ der Sportmedizin geboten. Wie beispielsweise einerseits große sportliche Leistungen erbracht werden können und sich gleichzeitig Verletzungen so gut wie möglich vermeiden lassen. Das kalifornische Projekt „P3“ gilt als visionär für die Erfassung von Leistung. Eric Leidersdorf ist hier Direktor für Biomechanik und leitet Bewertungs- und Forschungsinitiativen unter Verwendung von Kraftmessplatten und 3D- Bewegungserfassungstechnologie, um daraus individuelle Trainings zu entwickeln. „Projekt Peak Performance – Optimierung der Leistung auf der Grundlage der Erfahrungen aus der Arbeit mit mehr als 800 NBA-Spielern“ lautet der Titel seines Beitrags.
Wenn der digitale Zwilling mittrainiert
Höchstleistungen und Prävention (unter Einsatz technischer Innovationen) sind auch ein Thema, wenn es um Big Data und die Anwendung Künstlicher Intelligenz geht. Prof. Yael Nets vom Academic College Wingate in Israel nutzte im Rahmen einer Studie die Überwachung des Trainings per Smartphone, um Übungen bei älteren Menschen zu individualisieren und deren Motorik auch im Alltag zu verbessern. Mit genügend Daten können auch digitale Zwillinge erstellt werden, um das Training zu optimieren. Den Stand der Dinge dazu wird Prof. Patrick Wahl, Deutsche Sporthochschule in Köln aufzeigen in seinem Konferenzvortrag mit dem Titel „Auf dem Weg zur Entscheidungshilfe und zu digitalen Zwillingen – Diagnostik, Überwachung und Schulung im Zeitalter der künstlichen Intelligenz“.
Zudem können Daten aus körpernah eingesetzten Geräten, s. g. Wearables, genutzt werden, um die Leistung nicht nur im Training, sondern auch direkt im Wettkampf zu optimieren. Prof. Moritz Schumann, Spezialist für Sportmedizin und Sporttherapie der Technischen Universität Jena, wird dazu auf den „transparenten Patienten“ und den „Aufbau eines Ökosystems für die Echtzeit-Überwachung von Ferntrainingseinheiten mit tragbaren Geräten“ eingehen. Prof. Bettina Wollesen, Universität Hamburg und Vize-Präsidentin Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft, thematisiert indes die Prävention mit anpassungsfähigen und altersgerechten Exoskeletten. Diese könnten helfen, auch im Alter noch Sport zu treiben. In der nachfolgenden Session sollen weitere Neuheiten vorgestellt werden, die in den nächsten Jahren für Furore sorgen dürften.