In 10 Jahren soll kein Auto mit einem Verbrennungsmotor in der EU neu zugelassen werden dürfen. Ob das gelingt, darf bezweifelt werden, weil es aufgrund der vorhandenen Produktionskapazitäten und der Zustimmung der Bevölkerung kaum zu erreichen ist. Warum, hat luckx – das magazin recherchiert.
Zulassungszahlen
Wenn wir einmal auf die jährlichen Zulassungszahlen schauen, wird schnell deutlich, dass mit den aktuellen Produktionskapazitäten das Verbrenner-Aus nicht funktionieren kann. Allein 2023 wurden in Deutschland 2,84 Millionen Fahrzeuge neu in den Verkehr gebracht. Davon waren rund 520.000 E-Autos. In 2024 lässt sich jetzt schon absehen, dass diese Zahl geringer sein wird. In der EU wurden 2023 rund 1,55 Millionen E-Autos zugelassen bei insgesamt 12,8 Millionen Zulassungen. Bis wann der Ersatz sämtlicher Verbrenner erfolgt sein wird, ist schwer abzusehen. Aus heutiger Sicht mit den aktuellen Produktionszahlen wird es wohl drei Jahrzehnte dauern.
Dass nun viele Menschen in Deutschland wenig Interesse an einer Antriebswende haben, ist offensichtlich: Weniger als die Hälfte (40%) unterstützt das geplante EU-Verbrennerverbot ab 2035. 36 Prozent der Verbraucher bewertet dagegen die Entscheidung, ab 2035 keine CO2-emittierende Neufahrzeuge mehr zu verkaufen, als schlecht oder sehr schlecht. Die verbleibenden 24 Prozent verstehen sich als neutral, wie eine aktuelle repräsentative Befragung von Deloitte zeigt.
Auffallend ist, dass jüngere Menschen der Regulierung der Europäischen Union viel offener gegenüberstehen als ältere Generationen. Mehr als die Hälfte der Befragten (57%) im Alter zwischen 18 und 34 Jahren sprechen sich dafür aus, nur rund ein Fünftel ist dagegen. Mit steigendem Alter nimmt auch die ablehnende Haltung zu, am größten ist sie bei den 55- bis 64-Jährigen: Hier bewerten 56 Prozent der Konsumenten die EU-Entscheidung als schlecht oder sehr schlecht.
Gegen ein Verbrennerverbot
Wer sich gegen ein Verbot ausspricht, tut dies vielfach ohne Wenn und Aber. Ein Großteil – 71 Prozent – möchte den Verkauf CO2-emittierender Fahrzeuge in der EU gar nicht verbieten. Das sind umgerechnet rund 25 Prozent aller von Deloitte Befragten. Knapp ein Fünftel (18%) derer, die das geplante Verbot ablehnen, würde es lediglich aufschieben. Weitere sieben Prozent könnten sich eine teilweise Umsetzung, zum Beispiel in bestimmten Regionen oder abhängig von Stückzahlen, vorstellen.
Gefragt nach weiteren politisch unterstützten Klimaschutzmaßnahmen nannten die meisten Verbrauchern (46%) eine stärkere Förderung des Nahverkehrs. Rund ein Drittel (36%) spricht sich für synthetische Kraftstoffe und alternative Antriebe aus, gefolgt von 29 Prozent, die eine stärkere Förderung von Elektroautos befürworten. Lediglich 11 Prozent der Befragten wünschen sich ein früheres Verbot von Verbrennungsmotoren; 9 Prozent gaben an, keine Klimaschutzmaßnahmen zu wünschen.
Das Ziel, 15 Millionen E-Autos bis 2030 auf die Straße zu bringen, rückt damit in weite Ferne. Nach unseren Berechnungen aus der Studie werden in fünf Jahren gerade mal 11,2 Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland fahren. Ob sich die Antriebswende Richtung Elektromobilität angesichts weltweiter Regulatorik, neuer Akteure und der fortschreitenden Erderwärmung nicht mehr aufhalten lässt, ist weiterhin ungewiss. Die Unternehmen sind gut beraten, stärker in die Batterieforschung zu investieren, so die Fahrzeugpreise zu senken und die Akzeptanz der E-Mobilität zu stärken. Darüber hinaus wird von den Verbrauchern sicherlich ein ähnlicher Strompreis wie in China von rund ein Cent erwartet. Das würde jeden Verbraucher eher überzeugen, als irgendwelche Prämien, die nur der Automobilindustrie in ihrer hohen Preispolitik bestätigen.
Verbrauchergewohnheiten
Neben der Antriebswende sind veränderte Mobilitätsgewohnheiten essenziell, um das Klima zu schützen. Dazu könnte die smarte Mobilität durch Apps und neuen Technologien gefördert werden, um den Nutzern die schnellste und bequemste Fortbewegungsmethode anzuzeigen. Sie können zu nachhaltigen Verhalten motivieren, etwa indem auf die Fahrt mit dem eigenen Auto verzichtet wird. Zeitgleich können Automobilunternehmen mit solchen Mobilitätskonzepten neue Einnahmen generieren. Hier besteht ein riesiges Potential, das längst nicht ausgeschöpft ist.
Die hier angegebenen Konsumentenpräferenzen wurden im Rahmen einer Kurzumfrage ermittelt. Diese wurde Ende Oktober unter 1.000 Verbrauchern über 18 Jahren in Deutschland durchgeführt.