Frequenz halten

Vieles in unserem Leben können wir bestimmen. Doch was mit unserem Herz passiert, ist nur schwer zu beeinflussen. Außer einer gesunden Lebensweise mit viel Bewegung und dem richtigen Essen geht nicht viel dabei. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie unser Herz schlägt und was das bedeutet. luckx – das magazin hat recherchiert und setzt den ersten Teil fort.

Pulsfrequenz in Ruhe

Bei hochgradig trainierten Ausdauersportlern wie zum Beispiel Skilangläufern wurde Ruhepulsfrequenzen von unter 40 Schlägen pro Minute beobachtet. Zwar ist diese Frequenz positiv für das Herz-Kreislauf-System, weil dessen Belastung dadurch geringer ist. Doch das ist nicht die Regel. Üblich sind für Erwachsene ein Puls mit 60-80 Schlägen pro Minute. Ein Wert unter 60 deutet auf einen verlangsamten Herzschlag (medizinisch Bradykardie), wobei erst Werte unter 40 für untrainierte Erwachsene kritisch sein können. Ein Puls mit mehr als 100 Schlägen deutet auf einen beschleunigten Herzschlag (medizinisch Tachykardie). Vor allem im Alter können etwas höhere Pulswerte normal sein. Frauen haben einen höheren Ruhepuls als Männer. Das Herz von Frauen schlägt im Schnitt drei Schläge pro Minute schneller. Bei Kindern ist altersabhängig der Puls in der Regel höher. So kann der Puls bei Neugeborenen 120-140 Schläge pro Minute aufweisen, bei Kleinkindern 100-120 Schläge und dann bei älteren und Jugendlichen 80-100 Schläge.

„Wer unsicher bezüglich seines Pulszustands ist oder Gesundheitsbedenken hat, sollte einen Arzt konsultieren“, rät der Kardiologe und Herzstiftungs-Vorsitzende Prof. Voigtländer.

Rhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen können in jedem Alter auftreten. Doch mit zunehmendem Lebensalter steigt zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der häufigsten Herzrhythmusstörung, dem Vorhofflimmern, überproportional an. So hat jeder Zehnte über 70 Jahren Vorhofflimmern. Besonders Menschen ab 65, bei denen gehäuft Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und KHK auftreten, haben ein hohes Risiko, Vorhofflimmern zu bekommen und sind dadurch schlaganfallgefährdet. Wegen der möglichen schwerwiegenden Folgen empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC), alle Menschen ab dem 65. Lebensjahr bei einem Arztkontakt – zum Beispiel mittels Pulstasten – auf ein mögliches Vorhofflimmern zu untersuchen (opportunistisches Screening). Unterstützend sollten die Patienten regelmäßig ihren Puls selbst messen. Gerade für sie können Apps und Geräte mit EKG-Funktion und Pulsüberwachung wie Wearables (Smartwatches) hilfreich im Alltag sein.

Vorhofflimmern bleibt häufig unbemerkt

Herzrhythmusstörungen zeigen sich mit sehr unterschiedlichen Symptomen. Das gilt besonders für Vorhofflimmern, das sich nur bei zwei Drittel der Patientinnen und Patienten mit spürbaren Beschwerden wie Herzstolpern, unregelmäßigem oder chaotischem Herzschlag bis zum Hals, Druckgefühl im Brustkorb, Angst, Luftnot, Schwindelgefühl oder Leistungsschwäche bemerkbar macht. Das ist tückisch, weil nachweislich das Schlaganfallrisiko gleichermaßen erhöht ist – ob bei Beschwerden oder ohne bzw. bei kaum merklichen Symptomen. Bei Patientinnen und Patienten, deren Herz eine Rhythmusstörung schlechter verträgt, sind Luftnot bei Belastung, Brustschmerzen und Schwindel besonders häufig. „Bei diesen Symptomen sollte man sofort Ärztin oder Arzt aufsuchen! Sie oder er kann mit einem EKG, Langzeit-EKG oder Ereignis-Rekorder klären, ob Vorhofflimmern vorliegt oder auch eine andere kardiale Ursache“, erklärt Prof. Thiele.

Diagnose

Wenn eine Rhythmusstörung nur kurz anhält, lässt sie sich oft mit einem herkömmlichen EKG beim Arzt gar nicht mehr nachweisen, weil der Herzschlag in diesem Augenblick wieder in Ordnung ist. Moderne Smartwatches und andere tragbare Geräte mit EKG-Sensoren oder vergleichbarer Technik, sogenannte „Wearables“, sind hier von Vorteil. Sie können regelmäßig den Puls erfassen und Störungen dokumentieren. Außerdem können die Nutzer die elektrische Aktivität des Herzens im Augenblick einer Störung bei vielen Wearables inzwischen als 1-Kanal-EKG selbst aufzeichnen. Die gespeicherten Daten unterstützen Ärzte dann bei der Diagnose. „Wearables können Vorhofflimmern inzwischen mit einer recht hohen Treffsicherheit erkennen. Allerdings sollte die Dokumentation der Wearables stets nochmals von ärztlicher Seite beurteilt werden, um die Diagnose sicherzustellen“, betont Kardiologe Prof. Chun vom Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung. „Wearables sollten nicht als Ersatz für professionelle medizinische Beratung dienen.“ Wird fortgesetzt.

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