Grenzwertig

Die schönste Art zu Reisen ist ein Camping-Urlaub. So sagen es jedenfalls die eingefleischten Camper. Ob mit Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil. Doch wer auf deutschen Straßen unterwegs ist, muss als Camper mit vielen Einschränkungen leben, weiß luckx – das magazin.

Nahe dran an der Natur?

Mehr naturverbundenen Urlaub gibt es wahrscheinlich nicht als Camping. Wer draußen unterwegs sein möchte, sucht Ruhe, Natur und Stille. Bei dem heutigen Campingansturm ist das fast nicht möglich. Es fehlen Wohnmobilstell- und Campingplätze. So wird es auf diesen sehr schnell sehr eng. Um trotzdem zu reisen, weichen Wohnmobilisten auf Parkplätze oder Gewerbegebiete aus. Für eine Übernachtung reicht das dann meist auch aus. Doch Gemütlichkeit ist etwas anderes. Und es wird noch schwieriger: Auch 2024 ist die Zahl der Neuzulassungen von Wohnmobilen ist 2024 erneut deutlich angestiegen. Doch wer mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen unterwegs ist, stößt insbesondere auf Deutschlands Autobahnen schnell an Grenzen, denn Rastanlagen sind nur unzureichend auf die Bedürfnisse von Campern eingestellt. Das zeigt sowohl ein groß angelegter ADAC Test aus dem Vorjahr als auch eine aktuelle Befragung unter Campingurlaubern.

Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Das Thema Parken steht ganz oben auf der Mängelliste. 53 Prozent der befragten Camper wünschen sich speziell ausgewiesene Parkplätze, denn die gibt es längst nicht auf allen Rastanlagen. Und wenn doch, sind diese oft von Lkw blockiert, befinden sich gemeinsam auf einer Fläche mit Lkw und Bussen oder sind eben gar nicht vorhanden. 49 Prozent der Befragten beklagen eine unzureichende Ausschilderung. Die Folge sind unsichere, beengte oder schwer auffindbare Parkmöglichkeiten.

Fehlende Infrastruktur

Neben dem Wunsch einen geeigneten Parkplatz zu finden, steht auch die grundlegende Infrastruktur im Fokus: 42 Prozent der Befragten fordern die Möglichkeit, Frischwasser nachzufüllen, und 38 Prozent möchten ihre Kassettentoiletten entleeren. Die Mehrheit der Befragten ist bereit, für entsprechende Angebote zu zahlen, gut ein Viertel sogar bis zu vier Euro. Auch der Wunsch nach sicheren Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Autobahn ist groß: 45 Prozent der Camper würden ein eingezäuntes und videoüberwachtes Areal zum Übernachten gegen Gebühr begrüßen; 31 Prozent wären sogar bereit, bis zu zehn Kilometer von der Autobahn abzufahren, um einen solchen Stellplatz zu erreichen. Aktuell legen viele Campingurlauber an Rastanlagen vor allem kurze Stopps ein. Die wichtigsten Gründe dafür: Nutzung der Toiletten (48 Prozent) und das Tanken (40 Prozent). Die hohen Preise schrecken jedoch viele ab: 50 Prozent finden das Tanken an der Autobahn sehr teuer. Auch Restaurants und Shops schneiden schlecht ab: 44 Prozent bemängeln das Preis-Leistungs-Verhältnis der Gastronomie und 38 Prozent das der Verkaufsstellen. Hinzu kommen Sauberkeitsprobleme: 34 Prozent der Befragten ärgern sich, wenn die Sanitäranlagen schmutzig sind und 31 Prozent ärgern sich über Müll auf den Anlagen.

Schlechter Standard in Deutschland

Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern schneidet Deutschland aus Sicht der Camper schlechter ab. Unter den 559 befragten Campern mit Auslandserfahrung erreichte Deutschland nur 50 von 100 möglichen Punkten Besser schnitten etwa die Schweiz (79 Punkte) oder Österreich (69 Punkte) ab. Besonders geschätzt wurden dort mehr Sauberkeit, eine bessere Ausstattung und ein erholsameres Ambiente.

Trotz der Kritik zeigt die Befragung auch Potenzial: Über drei Viertel der Camper würden künftig häufiger an deutschen Rastanlagen pausieren, wenn ihre Bedürfnisse ernst genommen würden. Dazu zählen unter anderem gesonderte Parkplätze, eine verbesserte Ausschilderung sowie grundlegende Services wie Frischwasserversorgung, die Entleerung der Kassettentoilette und ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis.