Mobilitätswende?

Die Europäische Gemeinschaft ist eigentlich das beste, was Europa passieren konnte. So wollen immer mehr Staaten der EU beitreten, um an deren Honigtöpfen zu saugen. Das ist auch gut so, weil sich nur so eine starke Gemeinschaft entwickeln kann. Doch manchmal stellt sich die Frage, ob bei manchen Entscheidung nicht haarscharf am Ziel vorbeigeschossen, meint luckx – das magazin.

Ohne Europa nichts los

Auch wenn die aktuellen Entscheidungen der EU Kommission bezüglich der Zollpolitik bei manchen die Haare zu Berge steigen lassen, gehen viele andere Entscheidungen in die richtige Richtung. Das beste Beispiel ist ungehinderte Reiseverkehr im Schengenraum oder die Einführung des Euro. Das sind Entscheidungen, die das Leben in der EU sehr vereinfachen und das gegenseitige Kennenlernen fördert. Nun machte der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) auf etwas aufmerksam, dass abermals sehr viele Mitmenschen betrifft. Denn weiterhin sollen Verbrenner-PKW bald nicht nicht in der EU zugelassen werden dürfen. Schon zum Jahr 2030 sollen Mietwagenanbieter und größere Unternehmen nur noch vollelektrische Fahrzeuge neu anschaffen und betreiben dürfen. „Solche Pläne sind völlig realitätsfern und ökonomisch gefährlich“, kritisiert ZDK-Präsident Thomas Peckruhn. „Die Ladeinfrastruktur, die Netzstabilität, die Strompreise – nichts davon ist derzeit auf eine flächendeckende Elektrifizierung ganzer Fahrzeugflotten vorbereitet. Die Folgen wären ein gravierender Verlust an Mobilität sowie massive Mehrkosten für Betriebe und Verbraucher. Gerade das Kfz-Gewerbe erlebt täglich, wie groß die Unsicherheiten bei Kunden, Händlern und Fuhrparkbetreibern hinsichtlich E-Mobilität nach wie vor sind.“ Wobei der Blick des ZDK verständlicherweise nur auf Deutschland gerichtet ist. Wenn wir dann einmal in die Urlaubsländer im Süden unseres Kontinents blicken, kommt erschwerend hinzu, dass dort der Stromausfall häufiger vorkommt, als in Deutschland oder in Brüssel. Wie das zu einer Gemeinschaft mit gleichen Lebensbedingungen passen soll, ist unverständlich. Da müssten „über Nacht“ hunderte Leihwagen an „einer Steckdose“ geladen werden. Wenn diese dann ausfällt, fällt auch das Geschäft ins Wasser.

Absatzmöglichkeiten der Automobilbranche schwindet

Etwa 60% des Neuwagengeschäfts in der EU betreffen Autovermieter und Fuhrparkbetreiber. Sicherlich könnten deutsche Fuhrparkbetreiber mit viel Mühe und hohen Kosteneinsatz das Ziel erreichen. Doch auch bei deutschen Vermietstationen, die teilweise ihre Fahrzeuge abseits der Station parken, würde es zum Ladechaos kommen. So erscheint es verständlich, dass das Deutsche Kfz-Gewerbe an die Bundesregierung appelliert, sich in Brüssel klar gegen eine einseitige E-Auto-Pflicht für Mietwagenanbieter und Firmenflotten auszusprechen. Statt starre Verbote brauche es gezielte Anreizsysteme und eine echte Förderung alternativer Antriebe – von E-Fuels bis Wasserstoff. „Der Weg zur klimaneutralen Mobilität führt ganz bestimmt nicht über politische Verordnungen, sondern über marktfähige Innovationen und ein realistisches Tempo“, so Peckruhn. Weiter stellt der ZDK heraus, dass die EU tatsächlich mit einem solchen Schritt die wirtschaftlichen Realitäten kleiner und mittelständischer Unternehmen verkennt, die in ihren Flotten häufig auf verbrennungsmotorische Fahrzeuge setzen – nicht aus Bequemlichkeit, sondern mangels praktikabler Alternativen. Der ZDK befürchtet nicht nur einen Preisschub für Mobilitätsdienstleistungen, sondern auch eine weitere Spaltung zwischen Stadt und Land. „Gerade in ländlichen Regionen ist der Wechsel auf Elektroflotten nicht in gleicher Weise wie in Metropolregionen darstellbar. Solche Entscheidungen dürfen nicht aus der Brüsseler Blase heraus getroffen werden“, warnt Peckruhn.