Es sollte schon Glühwein sein

Die Weihnachtsmarkt-Saison steht bevor. Zwar sind schon einige Wintermärkte geöffnet und die Temperaturen laden zum Besuch ein. Für viele geht beim Besuch der erste Weg zum Glühwein-Stand. Woher das Getränk eigentlich kommt und was so alles darin sein kann, hat luckx – das magazin recherchiert.

Tradition mit langer Geschichte

Für viele ist die Winterzeit ohne Glühwein nicht vorstellbar. Doch so manches heißes Getränk hat nur den Namen mit dem traditionell auf Wein hergestellten gemeinsam. Die ersten Spuren von Glühwein gehen auf das Römische Reich zurück. Schon im Jahr Jahr 20 n. Chr. Wurde er als Conditum Paradoxum angeboten. Um ihn herzustellen, brachten die Römer Honig in Wein zum Kochen und fügten dann Gewürze (Pfeffer, Lorbeer, Safran) und Datteln hinzu. Diese Mischung wurde dann mit besserem Wein vermischt, um die Substanz weicher zu machen. Doch die eigentliche Geschichte des deutschen weihnachtlichen Kultgetränks wie wir ihn heute kennen begann im Jahr 1956 in Augsburg. Rudolf Kunzmann fertigte in seiner kleinen Weinkellerei erstmals nachweisbar in einer kommerziellen Abfüllung roten Wein mit versetzten Zucker und Gewürzen und verkaufte diesen als Glühwein. Serviert wird dieses traditionelles Getränk aber nicht nur auf den Weihnachtsmärkten in Deutschland. Auch in der Tschechischen Republik, Österreich, der Schweiz, Slowenien, Kroatien, Ungarn, Rumänien, den nordischen Ländern, dem Baltikum und Ostfrankreich. Neben dem Roten gibt es auch weißen und rosé Glühwein. Und selbstverständlich werden auch alkoholfreie Varianten angeboten.

In den skandinavischen Ländern ist dieses Getränk als Gløgg bekannt und enthält oft Aquavit, Kardamom (mit der schwarzen Sorte gibt das einen Rauchgeschmack) und Trockenfrüchte. In Deutschland wird zum Glühwein vielfach Schnaps hinzugesetzt.

Bei Hitze entweicht der Alkohol

Leider kommt nicht jeder Glühwein aus dem Keller eines deutschen Winzers. Gerade diese bieten zunehmend Glühweine mit individuellen Rezepten aus eigener Herstellung, zum Teil auch in Bio-Qualität an. Die fruchtbetonten Rotweine aus den deutschen Anbaugebieten eignen sich sehr gut für einen aromatischen Glühwein. Durch die Erwärmung kommen die an rote Früchte erinnernden Weinaromen noch stärker zum Ausdruck und ergeben eine wundervolle Harmonie mit den würzenden Zutaten. Auch weiße Glühweine, etwa aus Riesling oder Müller-Thurgau, finden sich im Angebot. Wie üblich in Deutschland ist alles geregelt. So handelt es sich weinrechtlich bei Glühwein um ein „aromatisiertes weinhaltiges Getränk“, das ausschließlich aus Rotwein oder Weißwein hergestellt und gesüßt, sowie gewürzt wurde. Der Zusatz von Alkohol ist ebenso verboten wie der von Wasser oder Farbstoffen. Der vorhandene Alkoholgehalt muss mindestens 7 Vol.-% und weniger als 14,5 Vol.-% aufweisen.

Beim Erwärmen des Glühweins sollte man darauf achten, dass er nicht zu stark erhitzt wird oder gar siedet, da ansonsten die filigranen Fruchtaromen verloren gehen und sich Bitterstoffe entwickeln. Ab einer Temperatur von 78°C entweicht zudem der Alkohol.

Gut gewürzt

Nicht zu viele Gewürze auf einmal und vorsichtig dosieren: Zu viel Gewürznelke macht den Glühwein ungenießbar. Auch Zimt, Sternanis und Piment können bei zu hoher Konzentration die Fruchtaromen des Weins überdecken. Auch beim Süßen lieber zurückhaltend sein. Wer bereits lieblichen Wein verwendet, braucht häufig nicht mehr viel Zucker oder Honig.

Auf frische Gewürze und einen Qualitätswein sollte geachtet werden. Begriffe wie Winzer-Glühwein oder Weingut auf dem Etikett garantieren, dass der Glühwein nur aus eigenen Weinen und im Betrieb selbst zubereitet wurde. Findet man die Angabe Deutscher Glühwein auf dem Etikett, wurde dieser ausschließlich aus heimischen Grundweinen hergestellt.

Nach dem ersten Erhitzen den Glühwein ruhig ein paar Stunden ziehen lassen, vielleicht sogar über Nacht, damit sich die Aromen voll entfalten können. Anschließend wird der Glühwein durch ein Sieb gegossen, damit die Gewürze beim Trinken nicht stören.

Und zum Schluß . . .

Das gilt nun nicht nur für Besucher mit dem Auto auf dem Weihnachtsmarkt. Wer gute Zutaten verwendet und den Glühwein in Maßen trinkt, wird den größten Genuss haben. Denn so mancher Glühwein zu viel kann zum einem verkaterten Wochenende führen. Das wäre doch sehr schade.