Holz als Baustoff

Die Corona-Pandemie brachte erhebliche Veränderungen in der Arbeitswelt mit sich. So wurde Unmögliches auf einmal möglich. Das betrifft insbesondere die Möglichkeit von Homeoffice, wie luckx – das magazin schon mehrfach berichtete.

Gib es Büros in der Zukunft überhaupt noch?

Die große Frage der Immobilienwirtschaft wurde auch während der Messe Expo Real in München diskutiert: Wie verändert sich die Arbeitswelt? Gibt es in Zukunft überhaupt noch Büros? Bleibt das Home-Office erhalten? Was passiert mit den vorhandenen Büro-Immobilien? Einhellig lässt sich festhalten, dass das Home-Office gekommen ist, um zu bleiben. Damit hat New Work die Arbeitswelt entscheidend neu geprägt. Einhergehend damit ist zu beobachten, dass die bisher bekannte Form des Büros sich dramatisch verändert. Waren vorher Büro an Büro oder Großraumbüro an Großraumbüro angeordnet, gibt es nun viele Freizeitinseln auf den Büroetagen. Damit soll die Belegschaft „vom Homeoffice ins Büro gelockt werden“. Heraus kam damit, dass sich die vorhandene Büroanmutung verändert. Auch wird deutlich, dass weniger Bürofläche benötigt wird. Was passiert mit dem Rest? Interesse besteht an der Umwandlung in Wohnraum oder in Hotels. Doch aufgrund der bürokratischen Hürden iost das im erforderlichen Tempo nicht zu erreichen.

Hintergrund ist, dass in deutschen Großstädten der Anteil leerstehender Büroflächen so hoch wie seit mehr als zehn Jahren nicht. Seit der Pandemie und dem Trend zum Home-Office sinkt bei Unternehmen der Flächenbedarf pro Mitarbeiter. Dennoch bleiben hochwertige Büroflächen an guten Standorten gefragt, zumal viele Firmen wieder mehr Präsenz ihrer Mitarbeiter fordern; wenn diese auch mitspielen. Doch Investoren und Architekten müssen das Bürogebäude neu erfinden, um die Anforderungen der Zukunft zu erfüllen.

Anforderungen an die Architektur

Dabei geht es vor allem um New Work. Unter diesem Begriff, den der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann bereits in den 1970er-Jahren prägte, versteht man eine neue Arbeitswelt, in der die Mitarbeiter und ihre Bedürfnisse eine bedeutende Rolle spielen. Zentrale Punkte dabei sind Flexibilität, Selbstbestimmung, und Sinnhaftigkeit. Auf alle drei Fragen muss die Architektur von Bürogebäuden Antworten finden. Im besten Fall sorgt sie dafür, dass sie die Ansprüche der Mitarbeiter sowie die Anforderungen des Unternehmens optimal erfüllt und neben einer angemessenen Repräsentation zu einer Identifikation

der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen führt. Einen neuen Weg beschreitet das Konzept Woods mit Bürogebäuden fast vollständig aus Holz. Das erste ist in Oberhaching, im Süden von München entstanden. Das Gebäude mit auffälligem Shed-Dach, umlaufenden Galerien und den Weitblick bietenden Glasflächen bietet auf drei Etagen und 5.000 Quadratmetern Fläche in offenen, lichtdurchfluteten Räume neue Arbeitswelten. Der Impuls und wesentliche Anregungen kamen noch vom 2021 verstorbenen Unternehmer Heinz Hermann Thiele, der nicht nur den Weltkonzern Knorr-Bremse schuf, sondern auch eine große Leidenschaft für Städtebau und Architektur hatte. Bereits 2019 regte er an, Bürogebäude aus Holz zu errichten. Im Privatbereich sind Holzgebäude längst etabliert, aufgrund technischer Innovationen und einer hohen Vorfertigung kommen sie inzwischen auch für gewerbliche Immobilien in Betracht. Auch der strenge KfW-40-Standard lässt sich damit erfüllen. Bürobauten aus Holz sind zwar etwa 15 Prozent teurer als herkömmliche Gebäude, sie schaffen aber eine Optik, ein Raumklima, einen Geruch und in der Summe eine Atmosphäre, in der Menschen gerne arbeiten und kreativ sein können. Außerdem senkt Holzbau im Vergleich zu Beton die CO2-Emissionen massiv und gilt daher als eine nachhaltige Bauweise. Für viele, gerade junge Mitarbeiter ist genau das ein Identifikationsmerkmal. Das Tragwerk besteht aus Holz, hat viele sichtbare Holzoberfläche, bodentiefe Fenster, Raumhöhen von 2,90 m und eine markante Holztreppe im Foyer als Wiedererkennungsmerkmal. Während Aufzugsschächte,Treppenhauskerne und Keller weiter aus Stahlbeton bestehen, werden alle oberirdischen tragenden Bauteile wie Decken, Stützen, Träger und das Dach vollständig aus Holz gefertigt. Am Ende der Lebensdauer können alle Baustoffe sortenrein getrennt und möglichst wiederverwendet werden.