Reisezukunft gestalten

Gern wird dem Tourismus und insbesondere den Reisenden ein umweltschädliches Verhalten vorgeworfen. Das gipfelt darin, sie sollten doch zu Fuß oder mit dem Rad ihre Reise machen. Oder noch perfider, nur Reisende mit passenden Einkommen dürfen in den Urlaub fahren. Geht´s noch, fragt luckx – das magazin?

Demokratieverständnis

Ja, Tourismus ist Konsum. Diesen Konsum konnten sich vor 200 Jahren nur die Reichen, Könige und sonstige Adelsleute leisten. Sie waren in der Lage, mit der Postkutsche nach Italien zu reisen, oder die Sommerfrische an der Ostseeküste in den Kaiserbädern zu verbringen. Erst durch das Engagement der Gewerkschaften („Samstags gehört Papi mir“) wurde die Arbeitszeit reduziert. Aus 48 Stunden wurden 40. Aus wenigen Tagen Urlaub zu Hause stehen nun mit 30 Tagen bezahltem Urlaub endlich die demokratischen Rechte aller Arbeitnehmer auf dem Gehaltszettel. Mit dem VW Käfer über den Brenner nach Rimini. Was für ein Erlebnis! Dann mit dem Flugzeug auf die „Putzfrauen-Insel“ Mallorca. Welche Diskriminierungen Arbeitnehmer erfahren mussten, wenn sie die Elitären, die Schönen und Reichen an ihrem Urlaubsort störten und stören.

Leider haben wir diese Weltanschauungen noch nicht überwunden. Unsere gewählten Volksvertreter wollen uns nun mit einer längeren Arbeitszeit und womöglich noch mit gestrichenen Feiertagen zu mehr Arbeit bewegen. Allein diese Gedankengänge gehören ins vergangene Jahrhundert; wenn nicht gar ins Mittelalter. Damit lässt sich kein Wirtschaftsaufschwung erzielen. Es ist mehr als genug Geld im Bundeshaushalt vorhanden. Es geht doch eher darum, für die gemeinsamen Ziele einer bessere Umwelt, emissionsfreie Mobilität und die vorhanden finanziellen Ressourcen gezielter einzusetzen. Doch dazu scheint die Bundesregierung und insbesondere der Finanzminister nicht geeignet zu sein.

Reduzierter CO₂-Fußabdruck

Es gibt eine Vielzahl kleiner Initiativen, weil Menschen nicht so weiter leben wollen wie bisher. Auch wenn es eher niedlich klingt, das Fahrrad zu benutzen oder das Hotelhandtuch einen weiteren Tag am Haken hängen zu lassen; es spart dem Hotelier Geld, Zeit und Personal. Wenn es diese Ressourcen dann gezielter zur Gästebetreuung einsetzen kann, freuen sich Gäste, Mitarbeiter und Unternehmer. Denn zufriedenen Gäste haben einen besseren Erholungswert, kommen wieder und empfehlen weiter. So macher Hotelier ist nun dabei, den CO₂-Fußabdruck erfassen zu wollen. Doch hierfür felhen Infos und Anleitungen. Dazu brauchen sie Unterstützung. Insbesondere fragen sie sich, ob sich der ganze Aufwand überhaupt lohnt. Vor allem angesichts knapper Ressourcen, komplexer Vorgaben und der Sorge, am Ende doch alles „falsch“ zu machen. Sicher ist: Der Handlungsdruck steigt. Ab 2028 ist laut Klimaschutzgesetz bei allen neu eingebauten Heizungen ein Anteil von mindestens 65 % erneuerbarer Energien vorgeschrieben, wodurch fossile Heizsysteme auch für Betriebe praktisch ausgeschlossen werden. Der Staat fördert den Umstieg aktuell mit bis zu 70 %, während die CO₂-Bepreisung seit 2021 kontinuierlich steigt, von anfangs 25 € auf voraussichtlich bis zu 65 € pro Tonne bis 2030. Parallel dazu wächst der Druck durch Gäste und Geschäftspartner, die zunehmend Nachweise für klimarelevante Maßnahmen erwarten.

Klar ist, nur wer seine Emissionen kennt, kann auch gezielt reduzieren, Förderungen nutzen und glaubwürdig über Fortschritte berichten. Ohne belastbare Daten lassen sich keine Reduktionsziele formulieren, keine wirtschaftlichen Einsparpotenziale erkennen und keine transparenten Aussagen gegenüber Gästen treffen.

Erst verstehen, dann handeln

Doch bevor Maßnahmen geplant oder Ziele festgelegt werden, ist Klarheit zu schaffen. Dazu werfen sich Fragen auf wie: Wo entstehen im Hotel eigentlich Emissionen und wie lassen sie sich messbar machen? Bevor es kompliziert wird, ist mit einer einfachen Struktur zu starten und den CO₂-Fußabdruck Schritt für Schritt auf dem Fuß zu kommen.

Doch was ist der CO₂-Fußabdruck? Wenn wir davon sprechen, meinen wir eigentlich alle Treibhausgasemissionen, umgerechnet in CO₂-Äquivalent, also nicht nur CO₂, sondern zum Beispiel auch Methan und Lachgas. Begriffe wie „Klimaneutralität“ oder „Klimapositivität“ klingen zwar greifbar, sind aber irreführend: „klimapositiv“ ist streng genommen kaum möglich, und „klimaneutral“ bedeutet lediglich, dass Emissionen rechnerisch ausgeglichen werden. Aussagekräftiger ist es, von der Reduktion von Treibhausgasemissionen zu sprechen.

Die Grundlage für die CO2-Bilanzierung bildet das Greenhouse Gas Protocol, das Emissionen in drei Bereiche unterteilt, sogenannte Scopes. Sie helfen, einen Überblick zu bekommen und Prioritäten zu setzen, an welchen Stellen mit der Datenerhebung begonnen werden sollte. Sobald klar ist, wie sich die Emissionen zusammensetzen, können sie reduzieren, als auch kommuniziert. Ob gegenüber Gästen, Geschäftspartnern oder für künftige Berichtspflichten. Wird fortgesetzt.