Homeoffice oder pendeln?

Noch bis vor zwei Jahren mussten viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer um jeden Tag Homeoffice lange Zeit mit ihrem Arbeitgeber diskutieren. Doch dann ging alles ganz schnell: Die Bundesregierung verordnete Homeoffice, um die Pandemie zu bekämpfen. Welche Konsequenzen damit verbunden sin,d hat luckx – das magazin recherchiert.

Die Arbeitswelt dreht sich

Homeoffice-Regelungen in der Corona-Pandemie haben vielen Beschäftigten mehr Unabhängigkeit vom Arbeitsort beschert und bei so manchem den Wunsch nach einem Umzug ins Grüne geweckt. Wer dank Homeoffice-Vereinbarung nicht mehr täglich zur Arbeit pendeln muss, möchte sich dafür in den eigenen vier Wänden vielleicht ein Arbeitszimmer einrichten. Eine größere Wohnung wiederum verteuert unter Umständen den Immobilienerwerb. Diese Entwicklung hat die Postbank nun erstmals in ihren Pendelkostenrechner einbezogen.

Doch allein die Monatsfahrkarte oder die Spritpreisen in die Kalkulation einzubeziehen, wäre sicherlich zu kurz gesprungen. Denn viele weitere Faktoren wie eine „grünere Umwelt“, weniger CO2-Belastung, mehr Spielfläche für die Kinder oder eine ruhigere, leisere Umgebung können weitere, schwer zu bewertende Faktoren sein.

Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Postbank die Lage in den sieben größten deutschen Städten untersucht. Eine Modellrechnung zeigt, wann der Kostenvorteil des günstigeren Immobilienerwerbs im Umland durch Fahrtkosten und -zeit aufgezehrt ist. Das Ergebnis: Das Frankfurter Umland schneidet am besten ab. Auch in einigen Städten und Gemeinden rund um Düsseldorf, München und Hamburg können Pendler*innen gegenüber der Metropole erheblich sparen.

Städtevergleich

Verglichen wurde jeweils der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung in der Metropole mit dem Erwerb in den angrenzenden Landkreisen zum regionalen Durchschnittspreis. In die Pendelkosten-Analyse wurden jeweils die vier bevölkerungsreichsten Städte der Landkreise sowie auch alle weiteren Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern einbezogen. Der Kaufpreisvorteil wurde mit den jährlichen Pendelkosten verrechnet. Dazu zählt neben den Kosten für das Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder für das Auto samt Benzin auch der höhere Zeitaufwand. Verglichen wurden auch weitere Varianten mit Homeoffice-Tagen, einem Preisaufschlag für eine verkehrsgünstige Lage im Umland und einer größeren Wohnung im Speckgürtel.

Die Auswertung belegt: Käufer können sparen, wenn ihr Wohnort per Bahn gut an die Metropole angebunden ist. Alle Umland-Städte, in denen Pendler mindestens 40 Jahre lang vom Kaufpreisvorteil des günstigeren Immobilienerwerbs profitieren, verfügen durchweg über eine zügige Bahnanbindung, die weniger als 20 Minuten für die Fahrt in die City benötigt. Spitzenreiter ist Langen (Hessen): Für die 22 Kilometer lange Fahrt nach Frankfurt müssen Pendelnde mit der Bahn lediglich neun Minuten einplanen. Die Ersparnis aus dem günstigeren Immobilienkauf in Langen ist rechnerisch erst nach knapp 76 Jahren aufgezehrt. Aus Dreieich auf Platz zwei im Pendel-Ranking dauert es 14 Minuten bis Frankfurt, die Ersparnis bleibt 61 Jahre lang erhalten. Die kreisfreien Städte Duisburg (an der Stadtgrenze zu Düsseldorf) und Offenbach (an der Stadtgrenze zu Frankfurt) profitieren ebenfalls von einer schnellen Verbindung. So lässt sich die 28 Kilometer lange Pendelstrecke aus Duisburg mit der Bahn in zwölf Minuten bewältigen, aus Offenbach dauert es neun Minuten.

Wenig Vorteile für Autofahrer

Bei täglicher Fahrt mit dem Auto schmelzen Kaufpreisvorteile dagegen deutlich schneller dahin. Das gilt für fast alle untersuchten Städte. Nur zwei Städte im Frankfurter Umland bieten Kaufpreisvorteile auch für Autopendler, die mindestens 40 Jahre Bestand haben: Neu-Isenburg kommt auf 50 Jahre, Dreieich auf 40 Jahre. Allerdings sind auch hier Bahnfahrer im Vorteil. Immobilienexperten sind sich einig, dass Städte mit Bahnanschluss an die Metropole weiter an Attraktivität gewinnen werden. Das sorgt gleichzeitig für wertstabile Immobilien in der entsprechenden Region.

Beste Pendel-Standorte

Wie groß die Vorteile sind, die der Immobilienkauf im Umland bringt, unterscheidet sich von Metropole zu Metropole. Deutschlands Pendler-Hauptstadt ist Frankfurt am Main. In gleich neun Städten im Speckgürtel der Banken-Metropole können Pendler laut HWWI-Modellrechnung mehr als 40 Jahre lang Geld sparen. Die langfristigen Preisvorteile, die der günstigere Immobilienkauf bringt, werden rund um andere Metropolen kaum erreicht.

Wer in Deutschlands teuerster Stadt München eine Wohnung sucht, wirft schnell auch einen Blick auf Regionen jenseits der Stadtgrenze. Das kann sich für Pendler lohnen. Die Anbindung an die bayerische Landeshauptstadt ist vielerorts gut und der Preisvorteil relativ groß, sodass Käufer trotz Pendelns auf lange Sicht Geld sparen können. Top-Pendler-Städte mit Kaufpreisvorteilen, die mehr als 40 Jahre lang Bestand haben, sind Dachau, Puchheim, Taufkirchen (Vils) und Karlsfeld. Allerdings geht die Rechnung nicht auf, wenn die Ansprüche wachsen: Mehr Platz für ein Arbeitszimmer, 20 Prozent teurer als im kreisweiten Durchschnitt – selbst wenn die Pendeltour ins Büro nur noch an drei Tagen pro Woche ansteht, schmelzen die Kaufpreisvorteile sehr schnell dahin. Lediglich in neun Städten rechnet sich der Umzug noch mehr als zehn Jahre lang. In jeder zweiten der 32 untersuchten Städte und Gemeinden im Münchener Umland haben Pendler überhaupt keinen Kaufpreisvorteil. Wird fortgesetzt.

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