Unter den Corona-Pandemie hat sich unsere Arbeitswelt total verändert. Mobiles Arbeiten und Homeoffice – vor der Pandemie eher die Ausnahme – hat sich in der Büro-Arbeitswelt als feste Größe etabliert. Unternehmen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben sich mit der neuen Art des Arbeitens arrangiert wie luckx – das magazin recherchierte.
Kein Ende in Sicht
Wer heute nach einem Job sucht, hat kann sich vielfach die Arbeitsbedingungen aussuchen. Das spielt nicht nur das Gehalt eine Rolle. Vielmehr sind es die Arbeitsbedingungen, die für Jobsuchende den Ausschlag geben. Daran wird sich auch nach dem Ende der Pandemie voraussichtlich nicht viel ändern: In einer jüngst von YouGov im Auftrag der Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics durchgeführten Studie sind 70 Prozent der Befragten der Meinung, dass Homeoffice auch nach dem Pandemieende selbstverständlich weiter praktiziert wird. Dies allerdings nicht mehr in so starkem Umfang wie während der Pandemie und den mit ihr verbundenen Abstandsgeboten.
Genau die Hälfte (50 Prozent) der befragten Berufstätigen gibt an, dass ihre Tätigkeit kein Homeoffice zulasse. Jeder fünfte (21 Prozent) der befragten Berufstätigen sagt, aktuell ausschließlich im Homeoffice zu arbeiten, weitere 16 Prozent wechseln zwischen Homeoffice und regulärem Büroarbeitsplatz. Dies führt dazu, dass bei mehr als einem Drittel – 37 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland – das Arbeitsleben nicht mehr dauerhaft in den Räumlichkeiten der Arbeitgeber stattfindet.
Mehr Lebensqualität
Wichtigstes Argument für das Homeoffice ist der Wegfall des Arbeitsweges, der nach Meinung von 81 Prozent der im Homeoffice Arbeitenden einen Gewinn an Lebensqualität bedeutet. Sich weniger in Verkehrsstaus oder überfüllte Verkehrsmittel begeben zu müssen steigert also das Wohlbefinden. Technische Einschränkungen verzeichnet nur eine Minderheit. 77 Prozent der mobil Arbeitenden sagen, dass sie keine Einschränkungen beispielsweise bei Technikausstattung oder Internetbandbreite im Homeoffice hätten.
Besonders im ersten Jahr der Pandemie hörte man immer wieder ein Argument gegen Homeoffice: Zuhause bestehe das verstärkte Risiko durch nicht zur Arbeit gehörende Dinge abgelenkt zu werden. Vorgesetzte befürchteten zum Beispiel, dass ihre Mitarbeitenden zuhause weniger produktiv seien. Doch bei dieser Argumentation wurden anscheinend die Störfaktoren im Büro ausgeblendet. Ablenkung durch Kolleginnen und Kollegen oder wenig zielführende Bürobesprechungen haben ebenfalls ihren Einfluss auf die Arbeitsleistung. Unter dem Strich scheint die Arbeit im Homeoffice produktiver zu sein. Zwar sagen 37 Prozent der im Homeoffice Arbeitenden, sie seien zuhause häufiger mit anderen Dingen beschäftigt, aber die Mehrheit von 51 Prozent fühlt sich im Büro beim Arbeitgeber häufiger abgelenkt.
Geänderte Sichtweise beim Management
In der Folge hat sich anscheinend auch auf Arbeitgeberseite eine mehrheitlich positive Einstellung gegenüber dem Homeoffice etabliert: Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der im Homeoffice Tätigen sagen, dass ihre Arbeit im Homeoffice von ihren Unternehmen gefördert werde. Nur ein gutes Viertel (27 Prozent) nimmt Widerstände von Seiten der Führung wahr.
Die Unterstützung durch die Arbeitgeber beschränkt sich nicht allein auf die Motivation. 59 Prozent sagen, dass sie konkret bei der Ausstattung des Heim-Arbeitsplatzes unterstützt worden seien. Nur bei der Kostenübernahme für die Investitionen in Technik und Ergonomie sind die Arbeitgeber zurückhaltender als noch vor einem Jahr. Lediglich 12 Prozent der im Homeoffice Arbeitenden sagen, dass die kompletten Ausstattungskosten vom Arbeitgeber übernommen worden seien. Bei einer gfu-Befragung aus dem Jahr 2021 lag dieser Wert noch bei 21 Prozent.
Investitionen in Arbeitsplatz-Ergonomie haben zugenommen
Wer sich dauerhaft im Homeoffice einrichtet, kommt an Investitionen nicht vorbei. Während vor einem Jahr gerade 55 Prozent der von zu Hause aus Arbeitenden angaben, dass sie in die Ausstattung des Homeoffice investiert hätten, liegt dieser Wert aktuell bei 70 Prozent. Für einen überschaubaren Zeitraum mit Bordmitteln zu arbeiten mag funktionieren. Längerfristig ist Ergonomie bei der Arbeit jedoch ein wichtiger Aspekt in Hinblick auf Gesundheit und Produktivität. So geben 28 Prozent an, sich einen neuen Bürostuhl angeschafft zu haben, 26 Prozent einen PC-Monitor und 23 Prozent einen neuen Schreibtisch. Tastaturen, Mäuse und Kopfhörer bzw. Headsets gehören mit jeweils 25 Prozent Anschaffungsquote ebenfalls zu den Rennern für das Homeoffice. Dahinter liegen Drucker/Scanner/Kopierer mit 18 Prozent und Tablet-PCs mit 13 Prozent.
Der Sprung bei der Digitalisierung ist ausgeblieben
Ohne die heutigen digitalen Möglichkeiten wäre die Distanzarbeit nicht durchführbar. Doch der große Sprung in Richtung Digitalisierung hat anscheinend trotzdem nicht stattgefunden: Im vergangenen Jahr gaben 36 Prozent an, dass die Pandemie zu einer Beschleunigung der Digitalisierung am eigenen Arbeitsplatz geführt habe. Bei der diesjährigen Umfrage sind es mit 39 Prozent nur wenige mehr. Und nicht nur die weiterhin schleppende Entwicklung am eigenen Arbeitsplatz wird kritisch gesehen: Während im vergangenen Jahr 71 Prozent angaben, dass in der Wirtschaft allgemein ein deutlicher Nachholbedarf in der Digitalisierung bestehe, hat sich dieser Wert in diesem Jahr nur minimal auf 69 Prozent verbessert. Noch kritischer wird die Nicht-Entwicklung bei Behörden und in der öffentlichen Verwaltung gesehen. 77 Prozent geben an, dass hier noch deutlicher Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung bestehe. Im vergangenen Jahr betrug der Wert 78 Prozent – trotz großen Bedarfs spürt die Mehrheit der Befragten also keine Veränderungen.
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH im Auftrag der Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics GmbH, an der 2064 Personen zwischen dem 04. und 07.02.2022 teilnahmen. Darunter 1057 Erwerbstätige und 397 Personen, die zumindest teilweise im Homeoffice gearbeitet haben. Die Gesamtergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.