Kaufen ja – bekommen nein!

Der Caravan Salon in Düsseldorf hat nun seine Tore geöffnet. Nach zwei Jahren der beschränkten Möglichkeiten strömen Camper und solche die es werden wollen in die Messehallen am Rhein. Die Hoffnung ist, viel Neues für die eigene Camperwelt zu erfahren. Doch die Enttäuschungen ist groß, wie luckx – das magazin feststellen musste.

Outdoor-Abenteuer

Nicht erst mit der Corona-Pandemie begann der Run auf Wohnmobile und Wohnwagen. Der Drang nach draußen beförderte die Nachfrage nach Freizeitfahrzeugen und nach Outdoor-Bekleidung, Zelten, Rücksäcken und Outdoor-Abenteuer. Deshalb ist eine der Neuerungen, dass die im Rahmen der TourNatur Messe, die bisher nur am zweiten Messewochenende stattfand, nun über die gesamte Laufzeit die Reisewelt den Besuchern zu Füßen legt. Und nicht nur das: Die Beratung über Outdoor-Bekleidung und Zubehör rund um das draußen sein findet kostenlos in Halle 3 statt. Stephan Beppler und sein Team helfen Abenteuerdurstigen bei der Vorbereitung.

Auch Vorträge, wohin die Reise gehen kann, zeigen neue Reiseziele auf. Unter anderem präsentiert sich Griechenland als Abenteueroutdoorregion. Zum Beispiel werden die Wanderrouten rund um die Meteora-Klöster vorgestellt. So ist das Land am Mittelmeer nicht nur wegen Sommer, Sonne, Strand und Meer eine Reise wert.

Wenig Neues, alles teuer

Neues gibt es auch von den Campmobilen zu berichten. Zwar stellten einige Hersteller Fahrzeuge vor, die das Outdoor-Abenteuer unterstützen sollen. Doch so richtig ankommen werden diese Fahrzeuge wohl bei der Camperfamilie nicht. Der von Hymer vorgestellte allradgetriebene Campervan wird nicht nur wegen seiner begrenzten Stückzahl nicht häufig zu sehen sein, sondern der Preise öffnet nicht so häufig die Werkstore. Doch das wissen Abenteuer, dass sie mit Fahrzeugpreisen für das richtige Allradabenteuer selten unter 200.000,- Euro den Messestand verlassen dürfen.

Wenn denn nicht die Lieferproblematik wäre. Aufgrund unterbrochener Lieferketten warten viele Fahrzeuge noch auf den Lagerplätzen der Hersteller auf ihre Vollendung. Weiterhin bremsen fehlende Bauteile die Auslieferung. Trotz voller Auftragsbücher steht ein deutliches Minus unter den Absatzzahlen. Dagegen zeigen die Umsatzzahlen deutlich nach oben. Denn in den letzten beiden Jahren fand eine Preisexplosion statt, die nicht mit Corona zusammenhängen kann. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Freizeitfahrzeugen erhöhten u.a. die Fahrgestelllieferanten exorbitant die Preise (eigentlich war es nur einer, der Name ist der Redaktion bekannt). Insgesamt kann es dann zu Preiserhöhungen, die im keinen Verhältnis zur Qualität der Fahrzeuge stehen. Beispiel gefällig? Kostete ein Fahrzeug von zwei Jahren 60.000 Euro, so werden heute mindestens 80.000 Euro aufgerufen. Dazu kommt dann weiterhin die Ungewissheit, wann der Kunde das Fahrzeug erhält. Wie formulierte es ein Verkäufer: Kaufen können sie, bekommen aber nicht.

Qualität wie beim ersten VW-Bus

Eigentlich ist der Vergleich unfair. Denn Volkswagen war und ist schon immer für seine hohen Qualitätsanforderungen bekannt – Ausnahme bestätigen die Regel. Doch wenn ein VW Bus T 1 (1960) mit außenliegenden Scharnierbändern an den Türen daher kam, war das dem Stand der Technik geschuldet. Wenn heute ein Luxuswohnmobil immer noch so ausgeliefert wird, ist das Schluderei. Denn die Zubehörindustrie ist in der Lage, entsprechende innenliegende Scharniere zu liefern, die vor Witterungseinflüssen geschützt sind und nicht nach 18 Monaten ihren Dienst einstellen.

Auch sollen wir uns in unserem zweiten Zuhause eigentlich wie zuhause fühlen. Doch es grenzt schon an Lächerlichkeit, wenn immer noch vier Riegel betätigt werden müssen, um ein Aufbaufenster zu öffnen und dann auch wieder zu schließen. Die Zulieferer sind in der Lage eine zentrale Verriegelung anzubieten, wie wir es von unserem Fenstern Zuhause schon seit 30 Jahren kennen.

Neuigkeiten

Der Energieverbrauch mit und im Wohnmobil wird immer wichtiger. Ob es bald zum Elektro-Camper kommen wird, ist ungewiss. Richtig ist aber, dass die notwendige Batterie ein Gewicht von etwa einer Tonne haben müssten, um für das Fahrzeug eine entsprechende Reichweite zu garantieren. Der Umstieg auf Wasserstoffantrieb ist fast schon vorgegeben. Ob mit einer Brennstoffzelle oder mit einem Wasserstoffmotor, wird die Zukunft zeigen.

Also bleibt es beim Dieselantrieb. Da diese Energieart auf absehbare Zeit weiter genutzt wird, ergänzen die Heizungsanbieter die Energienutzung um diese Energiequelle. So bietet Truma schon jetzt und Alde wohl in einigen Monaten die modulierenden Brenner damit an. 25 Prozent Kraftstoffeinsparung und weniger Gewicht bringt dann die Truma Heizung. Aber auch Eberspächer liefert einen Dieselbrenner als Nachrüstsatz. Der lässt sich dann in den bisherigen (Alde-) Heizungskreislauf einbinden und mit Diesel nutzen.

Fast alle Fahrzeughersteller haben aufgrund der Lieferproblematik ihre Fahrzeugpalette reduziert. Manch Hersteller verzichtet auf integrierte Wohnmobile, um die Fahrgestelle für häufiger nachgefragten die Teilintegrierten zu nutzen.

Nun bleibt die Hoffnung, dass die Lieferprobleme möglichst bald in den Griff zu bekommen sind. Falls nicht, werden sich die potentiellen Camper wieder anderen Urlaubsformen zuwenden. Aber auch die Schwierigkeiten bei der Stellplatzsuche, den Parkmöglichkeiten sowie den hohen Dieselpreisen regen nicht unbedingt zum Kauf eines (zusätzlichen) Freizeitfahrzeuges an. Es bleibt die Hoffnung, dass die Branche nicht die guten Chancen durch unglückliche Entscheidungen verspielt und es dann zum weiteren Rückgang bei den Absatzzahlen kommt. Eine ganz auf Individualität ausgerichtete Urlaubsmöglichkeit würde einbrechen.

Der Düsseldorfer Caravan Salon ist noch bis zum 04. September 2022 geöffnet.