Energieeffizienz in deutschen Immobilien unzureichend

Zu rund 98 Prozent sind die Gasspeicher gefüllt. Der Gaspreis fällt täglich. Können wir nun wieder die Heizung aufdrehen? Denn was soll sonst mit dem jetzt noch bestellten Gas passieren? Lzckx – das magazin hat recherchiert.

Kommt ein harter Winter?

Das Laub fällt, die Zugvögel sind schon im Süden, sind das die Anzeichen für einen harten Winter? Nun, es scheint wohl wie mit alten Bauernregeln zu: wenn der Hahn kräht, ändert sivh das Wetter oder auch nicht. Es könnte also ein harter Winter bevorstehen. Der Klimawandel, die Energiewende und die Sicherstellung der Energieversorgung fordern unsere Aufmerksamkeit sowie Handeln. Seit dem Ausbruch der Versorgungskrise geht es bei der Energiewende nicht mehr nur um die Dekarbonisierung, sondern auch um die europäische Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland. Bekanntermaßen werden gut 52 Prozent der Wohnungen in Deutschland mit Erdgas beheizt. Das wird sich auch so schnell nicht ändern bzw. ändern lassen. Eine Studie der Techem liefert umfassende Ergebnisse und Einblicke in die Ist-Situation. Sie basiert auf der Auswertung und Analyse von Daten zu Endenergie- und Wasserverbrauch sowie Kosten für Heizung und Warmwasser aus 2,1 Millionen deutschen Wohnungen in rund 176.000 Mehrfamilienhäusern.

Energieeffizienz

Die Auswertungen belegen, dass ein Großteil der untersuchten Immobilien eine verbesserungsbedürftige Energieeffizienz aufweist. Auch das Alter der Heizungsanlagen ist weiterhin teilweise hoch. Ein Drittel ist älter als 25 Jahre und entsprechend ineffizient. Dieses erhebliche Potenzial für die Erneuerung oder den Umstieg auf effiziente Technologien bei der Wärmerzeugung geht aus der Auswertung der Daten von rund 92.000 aktuell erstellten Energieausweisen hervor. Darüber hinaus ist ein effizienter und hochautomatisierter Heizungsanlagenbetrieb entscheidend für einen emissionsarmen Immobiliensektor. So ist allein durch kontinuierliches Heizungsmonitoring sowie eine optimierte Betriebsführung eine Effizienzsteigerung in der konventionellen Wärmeerzeugung im Bestand von etwa 15 Prozent möglich. Optimale Dämmung der Gebäudehülle wiederum bietet Einsparpotenziale von 30 bis 50 Prozent. Das auf Energieeinsparung ausgerichtete Nutzerverhalten, insbesondere beim Lüften, ermöglicht noch einmal 10 bis 15 Prozent Verbrauchsreduktion.

In Zeiten der Gaskrise und angesichts notwendiger Dekarbonisierung im Gebäudebestand müssen alle Marktteilnehmer zusammenrücken und gemeinsam Energieeffizienzlösungen entwickeln. Hier ermöglichen uns wissenschaftliche Arbeiten, Energieeinsparpotenziale zu erkennen und dringend notwendige Handlungsempfehlungen abzuleiten”, erläutert Techem CEO Matthias Hartmann.

Nutzerverhalten

Die Relevanz des Nutzerverhaltens wird einmal mehr beim Blick auf die CO2-Emissionen, die durch Raumheizung und Trinkwassererwärmung in Mehrfamilienhäusern entstehen, deutlich. Diese sind witterungsbereinigt im Jahr 2020 gegenüber 2018 um etwa 13 Prozent – bezogen auf Wohnfläche bzw. pro Nutzeinheit – gesunken, obwohl die Verbräuche für Raumheizung und Warmwasser in diesem Zeitraum nahezu stagnierten. Die Ursache für diese Emissionssenkung liegt folglich nicht im geänderten Verbrauchsverhalten, sondern im veränderten Energiemix und den damit verbundenen veränderten Emissionsfaktoren. „Auf dem Weg zu einer höheren Energieeffizienz kommen wir nicht an den Mietenden vorbei”, betont auch Dr.-Ing. Arne Kähler, Leiter des Techem Research Institute on Sustainability (TRIOS) und einer der Autoren der Studie. „Unser Ziel muss es daher weiterhin sein, Energie mit durchdachten digitalen Lösungen einzusparen, erneuerbare und CO2-neutrale Energiequellen sowie die dafür erforderlichen Infrastrukturen auszubauen, in der Breite zu etablieren sowie die Nutzung der Energie kontinuierlich durch Effizienzsteigerungen zu verbessern und dabei die gesamte Wärmekette im Gebäude von der Wohnung bis in den Keller im Blick zu haben”, erläutert Kähler.

Über die Verbrauchskennwerte-Studie

Die „Verbrauchs- und CO2-Kennwerte 2021 von Techem dokumentieren den Energie- und Wasserverbrauch sowie die Kosten für Heizung und Warmwasser in deutschen Wohnungen. Die Analyse basiert im Wesentlichen auf Daten des Kalenderjahres 2020, die im Rahmen regelmäßiger Auswertungen von Verbrauchsabrechnungen von rund 2,1 Millionen Wohnungen in 176.000 Mehrfamilienhäusern anonymisiert erhoben und für die Erstellung der Heizkostenabrechnung verwendet wurden.