Mit Schwung dem Hang hinunter

Aus unseren Kindertagen ist uns allen die Freude beim Schlittenfahren noch in Erinnerung. Mit Schwung den Hang hinunter gebraust. So manche Purzelbaum folgte dann. Aber es passierten auch derbe Unfälle, wo Manche kleiner Zahn im Schnee landete. Wie dem vorgebeugt werden kann, hat luckx – das magazin recherchiert.

Crashtest Schlittenunfall

Die Wenigsten tragen beim Schlittenfahren einen Helm. Er sollte aber nicht nur beim Fahrrad- und Skifahren zur Grundausstattung gehören, auch beim Rodeln kann ein Helm lebensgefährliche Verletzungen um ein Vielfaches mindern. Der ADAC hat mit Hilfe von Crashtests untersucht, wie viel besser der Kopf eines Schlittenfahrers bei einer Kollision geschützt ist, wenn ein Skihelm getragen wird. Ergebnis: Ein Helm reduziert die Belastung auf den Kopf um mehr als 70 Prozent, die Wahrscheinlichkeit einer schweren Kopfverletzung sinkt um 80 Prozent.

Eine Unfalldatenanalyse von Einsätzen der ADAC Luftrettung aus den Jahren 2018 bis 2021 ergab, dass knapp die Hälfte der verunglückten Wintersportler Schlittenfahrer waren und deren Verletzungsschwere höher war als die der Ski- und Snowboardfahrer. Während sich Ski- und Snowboardfahrer vermehrt infolge eines Sturzes verletzten, brauchten Schlittenfahrer oft medizinische Hilfe nach einer Kollision mit einem Baum oder anderen Objekten. Auch die Verletzungsmuster waren unterschiedlich: Bei Ski- und Snowboardfahrern wurden Traumata der unteren Extremitäten am häufigsten diagnostiziert, bei Schlittenfahrern Schädel-Hirn-Traumata.

Dummy musste herhalten

Für den Test stellten die Ingenieure Crashs in einer Skihalle nach. Dafür wurde der so genannter Biofidel-Dummy eingesetzt. Während herkömmliche Dummies möglichst unzerstörbar sein sollten, besteht der innovative Biofidel-Dummy aus Weichteilen, Knochen und Sehnen, die dem Menschen nachempfunden sind und die bei einer entsprechenden Last brechen, sich dehnen und reißen wie bei einem realen Unfallopfer. Das Gewicht dieser Dummies beträgt 78 Kilo bei einer Körpergröße von 1,75 m. Sensoren messen außerdem die Beschleunigung des Kopfes beim Aufprall. Bei den Crashtests saß der Dummy auf einem Holzschlitten und fuhr mit 25 km/h gegen eine Holzbarriere.

Mit und ohne Helm prallte der Dummy zuerst mit den Beinen und danach mit dem Kopf gegen das Hindernis. Das Tragen des Helms reduzierte die Belastung auf den Kopf um mehr als 70 Prozent. Durch einen Skihelm sinkt daher die Wahrscheinlichkeit einer schweren Kopfverletzung von 90 Prozent ohne Helm auf nur 10 Prozent. Übrigens: Die Wahrscheinlichkeit einer tödlichen Kopfverletzung beim Aufprall ohne Helm liegt immerhin noch bei 3 Prozent.

Hohes Risiko für Kinder

Der Aufprall mit und ohne Helm lässt sich mit einem Frontal-Crash bei 50 km/h vergleichen, bei dem der Kopf auf einen Airbag oder ungeschützt auf dem Lenkrad aufschlägt. Die Untersuchung des Dummies ergab außerdem, dass neben dem Kopf auch im Bereich der Halswirbelsäule sowie der oberen und unteren Extremitäten teilweise schwere Verletzungen auftreten können.

Deshalb empfiehlt der ADAC Schlittenfahrern, sowohl auf dem örtlichen Schlittenberg als auch auf der Rodelbahn im Skigebiet, unbedingt einen Helm zu tragen. Insbesondere Kinder haben ein hohes Risiko mit dem Schlitten zu verunglücken und schwere Kopfverletzungen zu erleiden. Eine vorausschauende Fahrweise und Rücksichtnahme auf andere Wintersportler sollten selbstverständlich sein. Auf und neben Rodelstrecken sollten mögliche Gefahrenquellen wie Bäume oder Objekte durch Fangzäune oder Schutzmatten entschärft werden.