Wandern wird meist als „alte Leute Sport“ abgetan. Dabei ist das Wandern in der deutschen Bevölkerung mehr als beliebt. Über 50 Prozent geben bei Befragungen kann, dass sie gern wandern. Doch was sind die Beweggründe für Wandern und was lässt sich dabei erlernen? Luckx – das magazin hat recherchiert.
Eins mit der Natur
Beim Wandern fühlst du dich eins mit der Natur. Aber der Outdoorsport ist mehr als eine Auszeit vom Alltag. Warum Wandern so beliebt ist? Weil die Sportart für Menschen mit verschiedensten Hintergründen, Vorerfahrungen und Fähigkeiten zugänglich ist. Beim Sport testen wir unsere mentalen und körperlichen Grenzen aus, wachsen über uns hinaus und entwickeln uns weiter. Nicht nur als Sportler, sondern als Menschen, die andere mitreißen und so eine Veränderung in Gang setzen.
„Ich kann oder ich will nicht mehr“ – an diesen Punkt kann jeder irgentwann einmal während einer Wanderung kommen, wenn er sich fordert. Und das ist normal, denn aller Anfang ist schwer. Besonders die Ausdauer und das Durchhaltevermögen steigen bei jedem erklommenen Meter, bis man den Gipfel des Berges bereits sehen kann und einen die Beine (fast) automatisch zum Ziel hinauftragen. Denn die Belohnung wartet meistens oben: eine traumhafte Aussicht auf ein einzigartiges Bergpanorama, die die Anstrengung und die schmerzenden Beine in diesem Moment völlig vergessen lassen. Jede Wanderung macht trittsicherer und der anfängliche Muskelkater vom Beginn vergeht. Die Muskeln kennen dann bereits die Muskelregionen, die für eine Wanderung benötigt werden, wie z.B. Po, Waden oder Oberschenkel.
Aushalten und steigern können
Etwas aushalten können, eine sogenannte Ambiguitätstoleranz ertragen bedeutet, Mehrdeutigkeit zu akzeptieren und auch das lässt sich trainieren. Aufs Wandern übertragen ist es so, wenn kaum der erste Schritt getan wurde, fangen plötzlich die Muskeln an zu brennen. Und man fragt sich: „Warum tue ich mir das schon wieder an?“ Die Liebe zur Natur oder zu den Bergen treibt uns immer wieder an, jedoch „hassen“ wir uns zeitgleich dafür, dass wir unsere müden Glieder den Berg hinauf schleifen. Am liebsten würden wir doch genau in diesem Moment auf der Couch sitzen wollen. Beim Wandern stossen wir immer wieder an eigene Grenzen, die inneren Frust und Ungeduld mit sich bringen. Aber beim Wandern ist jeder auf selbst gestellt und muss für sich versuchen, dieses Problem zu lösen. Beispiel: wer eigentlich nicht mehr hinunterlaufen möchte, weil die Beine schmerzen. Doch jammern hilft nicht, den jeder muss wieder vom Berg herunterkommen.
So lassen sich eigene Grenzen kennenlernen und akzeptieren, aber auch überschreiten. Auch wer gerne sofort die schönsten und höchsten Bergwanderungen erleben möchte, fängt erst einmal klein an. Auch mit den besten Wanderschuhen wird nicht gleich die Zugspitze oder den Mount Everest bestiegen. Das bedeutet: Also erst einmal lernen, wann die persönlichen, körperlichen und manchmal auch psychischen Grenzen erreicht werden. Das lässt sich Stück für Stück ausprobieren. Dabei muss jeder akzeptieren/lernen, dass nicht die 1000 Höhenmeter auf die gewünschte Berghütte das Ziel ist, sondern die Etappe nur bis zu einer Bank erreicht wurde. Diese Erfahrungen stärken die eigenen Kompetenzen. Auch dann, wenn es zuerst als eine Niederlage aussieht. Denn beim nächsten Versuch klappt es bestimmt.
Akzeptieren und vertrauen
Es ist eine stetige Balance, seine eigenen Grenzen zu kennen und zu akzeptieren, diese aber auch immer wieder ein Stückchen zu überschreiten. Häufig hält uns dabei „der innere Schweinehund“ zurück, obwohl wir viel mehr schaffen könnten. Hier kann es helfen, von einer zweiten Person begleitet zu werden. Wenn sich beide gut kennen, kann das motivieren, die eigenen Grenzen zu erkennen oder sogar darüber hinaus zu gehen. Vielfach lässt sich dann tatsächlich erfahren, was aktuell die eigenen Grenzen sind oder was für die eigene Grenze gehalten wurde.
Das hilft dann nicht nur Vertrauen für sich selbst zu erfahren sondern auch zu erkennen, ob ein Vertrauensverhältnis zum Begleiter besteht oder aufgebaut werden kann. So hilft dann nicht nur die regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und in der wunderschönen Natur zu sein, sondern auch den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und ein besseres Selbstwertgefühl aufzubauen. Es lässt sich erfahren, wozu der eigene Körper in der Lage ist und wie Schritt für Schritt eigene Ziele erreicht werden können.
Es ist wissenschaftlich belegt, dass wir beim Wandern Stresshormone abbauen und das körperliche sowie psychische Wohlbefinden verbessert wird. Auch wenn das Gefühl vorhanden ist, dass der Berggipfel noch weit entfernt ist und innerlich schon fast eine Verzweiflung herrscht, durchströmt dem Körper dann auf dem Gipfel ein Gefühl von Stolz, Freude und Glückseligkeit. Fortsetzung hier.
Ein Gedanke zu „Beim Wandern fürs Leben lernen“
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