Schlafmangel beim Leistungssport

Jeder weiß sicherlich aus eigenen Erfahrungen, welche Auswirkungen Schlafmangel haben kann. Doch lassen sich durch Schlafmangel auch Einflüsse beim Leistungssport feststellen? Luckx – das magazin ging dieser Frage nach.

Erfolgsfaktoren im Spitzensport

Üben, üben, üben: Das sind die wesentlichen Bestandteile beim Leistungssport. So ist bei den Laufdisziplinen das Laufen die vorherrschende Bewegungsform. Beim Radfahren natürlich das Radfahren und beim Biathlon Schießen und Skilaufen. Das hört sich alles als selbstverständlich an. Doch verkannt wird dabei, dass die Bewegungen wie Laufen, Radfahren und Skilaufen auf hohen technischem Niveau erfolgen müssen. Mit kleinen Veränderungen in der jeweiligen Technik lassen sich die entscheidenden Sekunden im wahrsten Sinne des Wortes herauslaufen und über Sieg und Platzierung entscheiden. Das beim Biathlon noch das Schießen und damit eine ausgefeilte Technik hinzukommt, wird aus dem gesagtem deutlich. Was hier in wenigen Worten dargestellt wurde, gilt genauso so – manchmal noch technisch viel umfangreicher – für alle anderen Sportarten.

Neben den rein sportlichen und technischen Fertigkeiten kommen Kraftübungen als auch die richtige und angepasste Ernährung hinzu. Darüber hinaus zeigen immer mehr Studien, dass es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und mangelnder Präzision der Bewegungsabläufe gibt. Eine aktuelle Studie mit Langstreckenläufern legt zudem nahe, dass sich bei schlechten Schläfern die gastrointestinalen Beschwerden während der Wettkämpfe häufen. Unter den gastrointestinalen Krankheiten sind all dieser Erkrankungen zusammengefasst, die den Magen und/oder den Darm betreffen.

Beschwerden im Verdauungstrakt

In einer retrospektive Beobachtungsstudie aus den USA wurden Symptome wie Reflux (Sodbrennen), Völlegefühl, Blähungen und Übelkeit während der Wettkämpfe abgefragt. Bei den Studienteilnehmer (erfahrene Langstreckenläufer im Erwachsenenalter) wurden mit einem Fragebogen gastrointestinale Beschwerden bezüglich der Intensität als auch die Schlafdauer und Schlafqualität erfasst – im Allgemeinen sowie in der Nacht vor dem Wettkampf. Mithilfe der Skala Sleep-Problems-Index-(SPI)-I ließ sich das Ausmaß chronischer Schlafstörungen bestimmen. Außerdem wurden Besonderheiten wie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten abgefragt. Diese können als Erklärung für Schlafstörungen einerseits, für Magen-Darm-Beschwerden andererseits infrage kommen. Ein wesentliches Ergebnis der Studie war, dass chronische Schlafstörungen gastrointestinale Beschwerden während der Wettkämpfe begünstigen. Das betraf in erster Linie die Beschwerden des oberen Verdauungstrakts. Bei Beschwerden des unteren Verdauungstrakts erreicht der Zusammenhang keine Signifikanz. Nicht signifikant war auch die Korrelation zwischen akuten Schlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden während des Wettkampfs.

Bewegungsausführung und Verletzungsrisiko

Sportspezifische Studien arbeiten immer wieder heraus, dass Schlafprobleme die Grundfitness nicht vermindern, wohl aber die Reaktionsfähigkeit und Genauigkeit. Eine prospektive Studie mit jungen Tennisspieler deutet in dieselbe Richtung. Nach einer Nacht Schlafentzug (d.h. die Teilnehmer schliefen weniger als 5 Stunden lang) verminderte sich die Genauigkeit der Ausführungen sowohl links als auch rechts. Das Spiel jedes einzelnen Studienteilnehmers wurde sowohl nach ausreichend Schlaf als auch nach Schlafentzug analysiert. Beim Aufschlag rechts bewerteten die Autoren die Effektstärke als moderat, beim Aufschlag links als groß, bei der Crosscourt-Rückhand als sehr groß und bei der Vorhand als moderat. Ähnliche Ergebnisse wurden bei Basketballspieler festgestellt. Jeder gab vor jedem Spiel unter anderem das individuelle Stress-, Erschöpfungs- und Schmerzlevel an, ebenso Dauer und Qualität des Nachtschlafs. Die Analyse von 32 Verletzungen bei 12 Sportlern ergab eine Beziehung zwischen Schlafmangel und Verletzungsrisiko .

Verbreiteter Schlafmangel unter Leistungssportlern

Tendenziell schlafen Leistungssportlern zu wenig. Trainings, Reisen und die Wettkämpfe selbst fordern eben ihren Tribut. Schlafmangel und -störungen ließen sich durch eine frühere Anreise vor Wettkämpfen, durch mehr Pausen bzw. Freizeit und – bei jugendlichen Athleten – durch Regelungen zur Nachtruhe ein Stück weit vorbeugen. Schwieriger zu managen sind stress- und angstinduzierte Schlafstörungen. Doch auch hier kann etwa über Entspannungstechniken sowie die kognitive Verhaltenstherapie viel verbessert werden.

Leistungssport bedeutet nicht nur körperliche, sondern auch mentale Höchstleistungen zu erbringen. Als Fazit lässt sich deshalb festhalten, wenn Leistungssportler ihre maximale Leistung erreichen wollen, die Pflege von Körper und Geist von entscheidender Bedeutung ist. Während Ernährung, Massagen, Meditation, Kälte und Wärme bereits als wichtige Elemente gelten, wurde der Schlaf lange Zeit vernachlässigt – dabei findet gerade hier die entscheidende Regeneration statt. Das gilt für Leistungssportler ins besonders, aber ebenso für alle anderen, die täglich im Beruf, zuhause und in ihrer Freizeit Erfolg, Spaß und Freude haben möchten.