Doppelnutzung

Der Klimawandel macht sich überall bemerkbar. Obst verdorrt am Baum, weil der Regen fehlt. Andererseits werden Landstriche überflutet und Ernten vernichtet. Außerdem entstehen dabei größere Sachschäden. Wie die Landwirtschaft versucht, dem entgegen zu wirken, hat luckx – das magazin recherchiert.

Duale Landnutzung

Auf verschiedene Arten versucht die Landwirtschaft die Erträge zu sichern. Denn der Klimawandel nimmt immer stärkere Formen an, so dass unvorhersehbar ist, welche Wettereinflüsse auf Obst, Gemüse und mehr einwirken werden. Dabei kommen duale Landnutzungskonzepte stärker in Betracht, um die landwirtschaftlichen Produkte zu schützen. Sei es vor Sonneneinstrahlung oder Starkregen. Diese duale Landnutzung ist in Europa hoch relevant. Dabei werden PV-Anlagen aufgeständert, um darunter weiterhin Landwirtschaft zu betreiben. So kann eine maximale Effizienz der Photovoltaik in Verbindung mit anderen Nutzungsarten erzielt und die gesellschaftliche Akzeptanz für PV-Großanlagen in der Bevölkerung vergrößert werden. Darüber hinaus steht auf dem alten Kontinent eine hohe Bevölkerungsdichte begrenzten Flächen für die landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion gegenüber. Daher spielt die Agri-PV – PV in Kombination mit Landwirtschaft auf derselben Fläche – eine zunehmend wichtige Rolle. Italien hat in Sachen Agri-Photovoltaik (Agri-PV) europaweit klar die Nase vorn. Gründe hierfür sind gezielte Fördermaßnahmen, ein frühzeitig erlassener, gut definierter rechtlicher Rahmen sowie ein starker Landwirtschaftssektor, der von der hohen Sonneneinstrahlung und Landverfügbarkeit profitiert. Auch das im Jahr 2024 erlassene Verbot von Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen dürfte der Agri-PV in Italien zugutekommen.

Rechtlicher Rahmen und Fördermechanismen

Welche Faktoren haben die Agri-PV in Italien gefördert? Bereits 2022 verabschiedete das Land mit den „Richtlinien für Planung, Bau und Betrieb von Agri-PV-Anlagen“ die Grundlagen für eine Förderfähigkeit der Agri-PV. Diese Richtlinien definieren eine Differenzierung zwischen Standard-Agri PV und fortgeschrittenen Agri PV-Systemen: Letztere verfügen über eine Modulaufständerung von mindestens 2,1 Meter Höhe, können optional durch Tracker ergänzt werden und sind mit einem landwirtschaftlichen Monitoring-System unter anderem zur Erfassung von Erträgen und Mikroklima ausgestattet. Ein Ausschlusskriterium lautet dabei: die landwirtschaftliche Tätigkeit muss weitergeführt werden. 2023 wurde im Rahmen des italienischen Nationalen Aufbauplan (Piano Nazionale di Ripresa e Resilienza – PNRR) der entsprechende Fördertopf für Agri-PV geschaffen: Insgesamt stellt der PNRR 1,7 Milliarden Euro an CapEx- und OpEx-Finanzhilfen dafür bereit. Bis zu 40 Prozent der Investitionskosten können bezuschusst werden. Seitdem haben zwei Ausschreibungsrunden stattgefunden. Bei der ersten wurde 1,5 Gigawatt (GW) Kapazität unter Vertrag genommen. Außerdem können Agri-PV-Anlagen an Contracts-for-Difference-Ausschreibungen für anwendungsoffene PV teilnehmen. Seit 2024 sind in Italien Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen per Dekret verboten. Dadurch wird die Umsetzung von Agri-PV-Projekten auf entsprechenden Flächen vergünstigt.

Kommerzielle Agri-PV-Projekte rentabel in Italien

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Deutschland ist die Agri PV-Branche in Italien längst über das Pilotstadium hinaus: Mehrere Megawatt Anlagen wurden bereits wirtschaftlich umgesetzt. In der Provinz Lazio betreibt Cero Generation die 70-MW-Anlage „Pontinia Agrivoltaic Solar PV Park“. Der Solarstrom wird förderfrei über zwei 10-Jahres-PPAs an die Großabnehmer Heineken und Philips vertrieben. Auf einer 9,7-MW-Anlage auf Sizilien, die der Entwickler Renantis betreibt, werden auf der 22 Hektar großen Fläche durch eine Kooperative lokale Getreidesorten angebaut. RWE baut derzeit in der Provinz Kampanien zwei Agri-PV-Anlagen in Morcone (9,8 MW) und Acquafredda (9,3 MW). Dort werden 3 Meter hohe Trackersysteme installiert; die Anlagen werden voraussichtlich Ende 2025 in Betrieb genommen werden und über den PNRR gefördert. Darüber hinaus plant Lightsource BP die Errichtung eines 21-MW-Agri-PV-Parks in Buccheri auf Sizilien. Das Projekt befindet sich derzeit in der Genehmigungsphase.

Italien als Modellstaat für Anwendung von Agri-PV

Das italienische Modell zur Förderung von Agri-PV, das eine gelungene Verzahnung von Politik, Technik, Wirtschaft und Landwirtschaft hervorgebracht hat, könnte in Zukunft auch von anderen Staaten wie zum Beispiel Spanien und Griechenland oder sogar Indien in angepasster Form übernommen werden. Damit gilt der italienische Agri-PV-Markt als Referenz für andere europäische und globale Märkte.