Wir alle wissen, dass die Elektromobilität im höchsten Maße umweltschädlich ist. Sie verursacht im Produktlebenszyklus erheblich mehr Schäden als Verbrenner. Eigentlich müsste diesen Fahrzeugen die Zulassung entzogen werden. Und wie ist es bei der Solartechnik? Luckx – das magazin hat recherchiert.
Aus für Elektromobilität?
Anstatt sich weiter auf die Optimierung der Verbrennertechnologie zu konzentrieren und nachhaltig erzeugte Kraftstoff zu fördern, wird in der EU auf die Übergangstechnologie E-Mobiliät gesetzt. Dabei wird in absehbarer Zeit kaum soviel Strom aus nachhaltig erzeugter Energie zur Verfügung stehen, um die vorhanden Fahrzeuge damit zu versorgen. So müssen Kohle-, Gas- und Ölkraftwerke für diese Fahrzeuge gebaut und betrieben werden. Doch ein Aus für E-Fahrzeuge ist aktuell nicht absehbar. Doch es wird irgendwann kommen, um sich der Abhängigkeit von China zu entledigen.
Aber auch bei der Photovoltaik (PV) besteht eine 95-prozentige Abhängigkeit von China. Alle Kollektoren werden durch staatliche Unterstützung auf den europäischen Markt geworfen. Doch diese PV-Anlagen tragen maßgeblich zu einer Dekarbonisierung des Energiesektors bei. Wie der europäische Solarverband SolarPower Europe mitteilt, produzieren PV-Anlagen über ihre Lebensdauer annähernd 96 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als Kohlekraftwerke und 93 Prozent weniger als Gaskraftwerke. Durch Solarenergie wurden laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE von 2005 bis 2023 weltweit über 60 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart.
Solarenergie nicht emissionsfrei
Doch auch die Solarenergie ist nicht emissionsfrei: Vor allem bei der Produktion von PV-Modulen entstehen Treibhausgase. Die Branche und die Politik sind bemüht, diesen Anteil zu verringern. Dabei wächst die Solarenergie weiterhin rasant: Ab 2028 könnte laut SolarPower Europe global jährlich 1 Terawatt zugebaut werden. Um die PV im Angesicht solcher Wachstumsraten zu einer vollständig nachhaltigen Branche zu transformieren, gibt es verschiedene Ansätze und Vorgehensweisen.
Die Politik kann die Marktstellung emissionsarm produzierter Solartechnik durch Anreize verbessern. In Frankreich und Südkorea wird bei öffentlichen Ausschreibungen eine Darstellung der CO2-Bilanz von Modulen angefordert: Für gute Bewertungen gibt es Bonuspunkte und eine höhere Vergütung. Auf EU-Ebene werden Vorgaben vorbereitet, die in Zukunft nachhaltige Solartechnik gezielt fördern sollen: Richtlinien für Ökodesign und Energielabel für PV-Module, Wechselrichter und Systeme.
Energieintensive Produktionsschritte
Emissionen, die in der PV entstehen, fallen zu einem Großteil im Produktionsprozess von Solartechnik an. Den größten Anteil verursachen dabei die PV-Module sowie die Materialien zu deren Produktion. Vor allem die Produktion von Polysilizium, der erste Schritt in der PV-Wertschöpfungskette, schlägt durch ihren energieintensiven Prozess emissionstechnisch zu Buche (40 bis 50 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs der Wertschöpfungskette). Aber auch der zweite Schritt, das Ziehen oder Gießen von Ingots (15 bis 20 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs der Wertschöpfungskette) ist sehr energieintensiv.
Der CO2-Fußabdruck von PV-Modulen kann durch verschiedene Maßnahmen verringert werden. Eine davon sind Energiesparmaßnahmen – diese können durch angepasste Produktionstechnik, verbesserte Prozesse, internes Recycling von Materialien und Energierückgewinnung umgesetzt werden. Entscheidend im Produktionsprozess ist auch, kohlenstoffarme Energie einzusetzen. Viele große Hersteller haben sich bereits freiwillig verpflichtet, mit 100 Prozent erneuerbarer Energie zu produzieren. Weiterhin ist es erstrebenswert, die Anteile von emissionsintensiven Materialien wie Aluminium, Glas und Polysilizium in PV-Modulen so viel wie möglich zu reduzieren.
Transportemission
Obwohl die Emissionen, die bei der PV-Produktion entstehen, deutlich höher sind, können auch Emissionen beim Transport von Solartechnik reduziert werden – und zwar durch emissionsarme Transportmittel und eine Verlagerung der Produktionsstätten in die Nähe der Verbrauchszentren. In Europa würde dies für einen gezielten Aufbau der PV-Produktion auf dem Kontinent sprechen.
Erhöhte Recyclingquoten ermöglichen die Rückführung energieintensiver Materialien – daher ist eine Kreislaufwirtschaft essenziell für CO2-Einsparungen in der PV. Einen weiteren, wichtigen Beitrag liefert die stetige Weiterentwicklung von Solartechnik: Module und Wechselrichter mit längerer Lebensdauer sowie steigender Effizienz reduzieren Emissionen dadurch, dass weniger Module mehr Strom produzieren sowie weniger Solartechnik produziert werden muss. Die Branche konnte durch technologische Fortschritte in den letzten beiden Jahrzehnten auch eine deutliche Reduzierung der Dicke von Wafern, von 400 Mikrometer(μm) zu 170 – 180 μm, erzielen.