Alles Leben auf der Erde hat sich aus dem Wasser entwickelt. Warum sollte wir also nicht auf diese Kompetenz zurückgreifen und LEBENsmittel aus dem Wasser gewinnen. Wie so etwas möglich ist, hat luckx – das magazin recherchiert.
Aquakultur
Wie kann Lebensmittel aus dem Wasser gewonnen werden? Wir kennen aus schom aus der Fischerei. Dabei wird Fisch im großen Stil aus dem Wasser gefischt. Aber auch aus Aquakulturen im offenen Meer oder im Binnensee wird Fischzucht betrieben. Nun soll etwas ähnliches auch in leerstehenden Gebäuden möglich sein. Damit kommt der Fisch zum Mensch in die Stadt. Geht das überhaupt? „Wachstum im Wasser“: Aquakultur ist die kontrollierte Erzeugung von Wasserorganismen, dazu gehören Fische, Krebstiere und Muscheln, aber auch alle Wasserpflanzen und Algen. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization of the United Nations(FAO)) sind weltweit 87 Mio. t Fisch und Seafood und 30 Mio. t Wasserpflanzen und Algen (FAO SOFIA 2022) erzeugt worden. Bereits mehr als 50 % der weltweit konsumierten Fische stammen aus Aquakulturen. Mit Inhouse Farming von aquatischen Organismen kann die Lebensmittelerzeugung in städtische Immobilien verlegt werden. Diese Form der Landwirtschaft gewinnt immer mehr an Bedeutung und stellt bereits einen eigenen Technologiesektor dar. Die sogenannten Kreislaufanlagen RAS (Recirculating Aquaculture Systems) erlauben die Produktion von Fisch & Co unabhängig von offenen Gewässern, da das Prozesswasser nach der Nutzung aufbereitet, gereinigt und in die Produktionsbecken zurückgeführt wird – ein nahezu geschlossener Kreislauf. In RAS Anlagen werden überwiegend Süßwasserfische aufgezogen, wie Welse, Zander, Tilapia, Aale und Störe. Aber auch Salzwasser Kreislaufanlagen für Garnelen, Wolfsbarsch, Doraden und Kingfisch erobern den Markt. In zahlreichen Norwegischen Lachsfarmen sind die Jungfische (Smolts) bereits unter kontrollierten Bedingungen in rezirkulierenden Anlagen untergebracht.
Ressourcensparend
Diese Form der Aquakultur ist ressourceneffizient, standortunabhängig, umweltschonend und beinahe vollkommen kontrollierbar. Ein hoher Technisierungsgrad und ein großer Investitionsbedarf dieser Anlagen sind Grund genug, die innovativsten neuen aquatischen Systeme mit nachhaltigen Energie- und Sauerstoffkonzepten zu zeigen und kennenzulernen. Zudem lohnt immer ein Blick auf andere Inhouse Farming Systeme.
Unter dem Begriff Aquaponik ist eine Kombination aus Aquakultur und Hydroponik, d.h. Pflanzenanbau ohne Erdsubstrat zu verstehen. Aquaponikanlagen sind Inhouse Farmen, die als geschlossene Kreislaufsysteme (RAS) auf einer Symbiose von Fischen, Pflanzen und Mikroorganismen basieren. Das Prozesswasser der Fische wird zusätzlich für die Nährstoffversorgung von Pflanzen genutzt, wird also doppelt verwendet. Aquaponik vereint die Aufzucht von Fischen in einer Aquakultureinheit (Fischhaltung und Wasseraufbereitung) mit dem erdlosen Anbau von Nutzpflanzen in einem gemeinsamen Produktionssystem. So können ressourcenschonend und trotzdem effizient Lebensmittel produziert werden. In Aquaponik Systemen werden vorrangig robuste, wüchsige und tolerante Fischarten, wie Tilapia, Welse, Störe und karpfenartige Fische gehalten, die vorkommende Nährstoff-, Wasserqualitäts- und Temperaturschwankungen tolerieren. Die Wahl der „Pflanzenpartner“ ist abhängig von den Nährstoffansprüchen und dem Vermarktungskonzept des Systems. Grundvoraussetzung ist die Fähigkeit erdlos in Nährlösungen zu wachsen. Stark zehrende, fruchttragende Pflanzen, wie Tomate, Gurke und Kürbis benötigen entsprechend mehr Nährstoffe als die schnellwachsenden und schwach zehrenden Kräuter, Salate oder Zierpflanzen. Der Ertrag einer Aquaponikanlage steht und fällt mit der ausgewogenen Kooperation beider Produktionssysteme. Für die Gewinnerwartung eine Aquaponikfarm ist das Vermarktungskonzept entscheidend. Viele der bestehenden Aquaponik Systeme sind unmittelbar in Ballungsräumen (Urban Farming) und verbinden Lebensmittelherstellung mit einem Einkaufserlebnis.