Abstand zum Nachbarn

Camper sind doch wohl eher Individualisten. Zwar nutzen sie auch Camping- und Stellplätze. Doch eher suchen sie sich ein ruhiges Plätzchen abseits ausgetretener Stellmöglichkeiten. Doch so einfach, wie sich das hier liest, ist es leider nicht, wie luckx – das magazin recherchierte. Hier der dritte Teil zum Camping-Boom.

Camping-Boom?

Camping ist zwar in der Corona-Zeit populärer geworden. Rund 10 Prozent des Tourismus wird 2021 dem Campern zugeschrieben. Blicken wir einmal auf das Tourismus-Jahr 2019. Dort betrugt der Anteil etwa sieben Prozent am gesamten Tourismuskuchen. 2019 verbrachten rund 50 Prozent der Reisenden ihren Urlaub im Hotel. 22 Prozent nutzten Ferienwohnungen. Diese beiden Unterkunftsarten veränderten sich 2021 derart, dass Camping und Ferienwohnungen (27 Prozent) stärker nachgefragt wurden und die Hotels verloren (39 Prozent). Sicherlich, letztere Entwicklung hing stark mit dem Lockdown und den damit verbundenen Einschränkungen zusammen. Doch die Hotelurlauber werden wieder zurückkehren. Dann wird sich die prozentuale Verteilung wieder auf das Verhältnis von 2019 einpendeln.

Doch wie wird die Entwicklung im Tourismus weitergehen? Nicht nur die Bundesbürger wünschen sich endlich wieder zu reisen, wie es „früher einmal war“. Ob das so schnell wieder sein wird, bleibt abzuwarten.

Beim Camping hängt die Entwicklung stark vom Platzangebot ab. Das wird weiterhin stark eingeschränkt sein. Denn die Ausweisung von touristischen Gebieten, die Änderung von Bebauungsplänen, die Planung und der Bau von Stellplätzen, die Materialversorgung und vieles mehr steht dem insgesamt im Wege. Der politische und baurechtliche Weg schränkt eine zügige Umsetzung von unternehmerischen Ideen stark ein. So ist weiterhin auf viele Jahre hinaus kein neuer Stellplatz in Sicht. Aus dem individuellen Campingurlaub in Deutschland wird dann eher ein sehr enger, kuscheliger Stellplatz. Wer es mag . . .

Wohin in den Sommerferien?

Die klassischen Ferienregionen und auf den typischen Camping- und Stellplätzen wird es voll und eng zugehen. Es wird immer schwieriger, einen Platz zu bekommen. Frühzeitiges buchen wird erforderlich sein. Also was tun?

Die Küsten an der Nord- und Ostsee werden in diesem Jahr weiterhin beliebte und überfüllte Reiseziele sein. Wir glauben aber, dass es in Deutschland sehr viele weniger frequentierte Regionen gibt, die mindestens genauso einen Besuch wert sind, wie die etablierten Reiseziele. Da wäre zum Beispiel das Zittauer Gebirge in Sachsen, das Dahner Felsenland oder die Rhön. Und das sind nur einige, wenige Beispiele. Ganz viele schöne Orte in Deutschland sind auch während der Ferien nicht überfüllt, weil sich der Tourismus derart konzentriert hat und so lohnt es sich besonders, alternative und ebenso schöne Ziele anzufahren.

Aktuell lässt sich immer noch auf ausländische Stellplätze ausweichen. Und hier sind deutsche Touristen herzlichen Willkommen. So bieten die europäischen Nachbarn viele Möglichkeiten an. Ob Frankreich, Polen, Dänemark oder die anderen skandinavischen Länder. Europaweit ist Nord-Skandinavien grade im Kommen und von Campern nahezu unberührt. Aber auch Italien, Spanien, Slowenien oder Kroatien gehören zu den klassischen Campingdestinationen. Auch wenn Griechenland eine etwas weitere Reise erfordert, so lassen sich hier noch relativ viele leere Strände finden. Zwar ist das Angebot an Campingplätzen gering und die Öffnungszeiten eher auf die Sommermonate beschränkt. Doch gerade eine Reise auf dem Landweg ist allemal spannend und mit vielen Eindrücken verbunden. Erholung in Griechenland ist dabei garantiert.

Flexibel bleiben

Freiheit und Flexibilität sind für Camper essenziell und machen einen Großteil des Reizes aus. Wir von luckx – das magazin machen eigentlich nie Reservierungen. Reservierungen sind auch prinzipiell überhaupt nicht notwendig, solange man nicht unbedingt länger als 2-3 Tage an einem bestimmten Platz bleiben will, am besten noch in erster Reihe mit Blick auf das Wasser. Es kommt halt immer auf die konkrete Vorstellung an, die jeder von seinem Camping-Trip hat.

Grundsätzlich, manchmal mit viel Sucherei, lässt sich ein Platz finden. Zwar könnte der dann nicht besonders „schön“ oder „ruhig“ sein. Doch es lässt sich dort stehen, auch spontan, auch mitten in der Hochsaison. Und wer sich darauf einlassen möchte, dann ist das auch empfehlenswert. Flexibilität ist meist wichtiger als eine hohe Planungssicherheit.

Künftig werden sich bestimmt weitere Stellmöglichkeiten entwickeln, die von Privat angeboten werden. Das sind Angebote von Gasthäusern, Weingütern oder eine Vielzahl von von bisher noch nicht im Blick befindlichen Möglichkeiten. Und manchmal reicht auch ein Parkplatz eines Discounters oder einer Mall.

Ob es irgendwann einmal die Aufhebung der Übernachtungseinschränkungen geben wird – also das Wildcampen legalisiert wird – ist heute noch nicht abzusehen. Doch wer nicht mehr weiterfahren kann, sollte seine Fahrtüchtigkeit unbedingt durch eine längere „Mütze Schlaf“ wieder herstellen. Dagegen wird niemand widersprechen.

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