Wir haben es alle schon gehört: Viele Unternehmen reden über ihre Klimaneutralität, über ihre Nachhaltigkeit und was sonst noch so mit Umweltschutz zu tun hat. Doch was ist echte Klimaneutralität und was ist Greenwashing? Luckx – das magazin versucht eine Klärung.
Es ist schwierig
Keiner will es so richtig aussprechen, doch wer heute mit einem Elektroauto unterwegs ist, hat wenig zum Klimaschutz beigetragen. Denn der Stromverbrauch wurde größtenteils mit Kohle, Gas oder Öl sichergestellt. Außer, das Fahrzeug wird mit Strom aus den eigenen Solarzellen betankt. Doch damit ist das Problem leider immer noch nicht gelöst.
Doch schauen wir auf Dinge, die wir täglich beeinflussen könnten. So meint Ulrika Björk von Polygiene (einen Lieferanten von Garnen/Stoffen der Outdoorindustrie): „Wir alle sollten weniger waschen“. Und David Ekelund aus der gleichen Branche ergänzt: „Je mehr Macht desto mehr Verantwortung in Sachen Klimaschutz“. Nun ist die Outdoor-Branche auf einen guten Weg und versucht gerade was Klimaneutralität anbetrifft Vorreiter zu sein. Denn nichts ist nützlicher für diese Branche als eine intakte Umwelt. Doch diese Branche ist im Vergleich zu Fast-Fashion-Konzernen viel zu klein, um entscheidenden Einfluss zu haben. Doch aus den Fast-Fashion-Bereich kommen solche Aussagen wie „aus 100 % recyceltem Polyester“ oder „Wir stehen für eine nachhaltigere Zukunft”.
Firmen, die heute etwas aus sich halten, preisen ihre Nachhaltigkeitsstrategien auf allen Kanälen an. Kein Wunder, ist Nachhaltigkeit (engl. Sustainability) doch Teil des Megatrends Neo-Ökologie – der nichts anderes besagt, als dass Nachhaltigkeit weltweit zum wichtigen Wirtschaftsfaktor wird. Kaum ein Unternehmen kann sich diesem globalen Megatrend entziehen und es sich heute noch leisten, nicht nachhaltig zu sein. Das gilt insbesondere für die Sport- und Outdoor-Industrie.
Was ist Greenwashing?
Sind also ab sofort alle Firmen nachhaltig, weil es nicht nur das ökologische Gewissen, sondern auch der aufgeklärte Konsument fordert? Nicht unbedingt. Denn während sich viele Firmen wirklich aus tiefster Überzeugung dem ökologischen Handeln verschrieben haben, versuchen andere alles, um den Eindruck zu vermitteln, grün zu sein. Für sie ist Ökologie ein Feigenblatt – also sogenanntes Green Marketing oder im schlimmsten Falle sogar Greenwashing.
Greenwashing kommt aus dem Englischen. Der Begriff ist an die „Geldwäsche“ angelehnt und soll Umsätze des Unternehmens aufgrund seiner vermeintlichen Nachhaltigkeit steigern. Es bezeichnet eine Methode, um die eigenen Aktivitäten des Unternehmens in einem umweltfreundlicheren Licht darzustellen. PR- und Marketingabteilungen arbeiten gezielt daran, dem Unternehmen ein „grünes Images“ zu verleihen. Manchmal spricht man auch von „Grünfärberei“. Dabei ist dieses Vorgehen kein Kavaliersdelikt. Es kommt nicht selten vor, dass Unternehmen mit falschen Werbeaussagen arbeiten und damit Kunden in die Irre führen. Und das ist strafbar. Wie zum Beispiel im Falle von Walmart: Walmart wird 3 Millionen US-Dollar an zivilrechtlichen Strafen zahlen, nachdem die Federal Trade Commission Klage gegen den Einzelhändler wegen „irreführender grüner Behauptungen“ eingereicht hat, die Walmart über einige Textilprodukte aufgestellt hat. Demnach habe Walmart fälschlicherweise verbreitet, zwei Dutzend Textilartikel aus Bambus und umweltfreundlich hergestellt zu haben, obwohl die Artikel tatsächlich aus Viskose hergestellt wurden, der wiederum umweltschädlich ist.
Auf Greenwashing setzen Unternehmen vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit. Sie verwenden gezielt Buzzwords oder Slogan, um Produkte und Aktivitäten des Unternehmens in einem grünen Licht dastehen zu lassen. Beliebte Aussagen sind zum Beispiel, dass das Unternehmen den Kampf gegen Armut unterstützt, Produkte ökologisch herstellt oder auf fairen Handel ohne Ausbeutung setzt. Nachprüfen lassen sich diese Aussagen allerdings in der Regel nur von Experten.
Fake Aktivitäten
Manche Unternehmen nutzen gerne unterschiedlichste Methoden, um besser dazustehen: sie nutzen erfundene oder unseriöse Siegel; bewerben mit irreführenden Aussagen; sie vergleichen das eigene – nicht umweltfreundliche Produkt – mit einem noch umweltschädlicheren Produkt; sie treffen oft vage Aussagen, die auf ein grüneres Image hindeuten, aber von den Kunden nicht wirklich verifizierbar sind.
Greenwashing ist ein großes Problem in der Textilindustrie. Oft wird auch mit Aussagen wie „100 % recycelt” Greenwashing betrieben. Dabei zielt Greenwashing nicht nur auf Endkunden ab, sondern auch auf Politik und Lobby. Denn wird ein Unternehmen als nachhaltig eingestuft, kann es Ziele in der täglichen Arbeit oft viel leichter erreichen. Was die Endkunden betrifft, wiegt sich natürlich jeder gerne in dem Glauben, etwas Gutes für die Umwelt getan zu haben. Wenn wir ein „grünes Produkt“ kaufen, gibt es ein gutes Gefühl und beruhigt das eigene Gewissen. Außerdem wissen Unternehmen sehr genau, dass sich mit „grünen Produkten“ höhere Preise erzielen lassen. Betreiben Unternehmen Greenwashing, täuschen sie die Konsumenten also in zweierlei Hinsicht: einmal mit der Produktqualität und ein zweites Mal durch den nicht gerechtfertigten hohen Preis. Fortsetzung hier.
2 Gedanken zu „Alles grün – oder was?“
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