Während des gestrigen Pressetages der IAA Transportation in Hannover wurden eine Vielzahl von Lösungen gezeigt, wie klimaneutrale Mobilität in der Zukunft aussehen kann. luckx – das magazin war vor Ort und wird darüber heute und in Zukunft berichten.
Serienreife Produkte
So einige der 145 präsentierten Weltpremieren werden wohl erst in einigen Jahren auf deutschen Straßen zu sehen sein. Oder auch nicht. Denn es ist immer ein Spiel zwischen Angebot und Nachfrage, ob das mit viel Engagement entwickelte Produkt beim Nutzer ankommt. So manche vorgestellte Neuheit landet im Archiv. Um es zu relativieren: aufgrund unserer vielen Messebesuche wissen wir, dass es dabei nicht nur die Automobil- und Transportbranche ist, die Ladenhüter produziert. Auch wenn manche Premiere nicht auf dem Markt kommt, so kann sie für Messebesucher immer eine Anregung sein, eigene Ideen und Entwicklungen voranzutreiben und vorhandene Produkte zu verbessern. Jedenfalls ist eine Messe immer eine Leistungs- und Innovationsshow. Die Internationale Rekordbeteiligung, zeigt dass Hannover das richtige Schaufenster für die Automobilbranche ist.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller stellte in ihrer Eröffnungsrede fest: „Die Auto- und Nutzfahrzeugindustrie treibt mit großem Engagement, hohen Investitionen und beeindruckenden Innovationen die Transformation voran. Die Branche zeigt hier auf der IAA TRANSPORTATION, dass wir die Produkte für klimaneutrale Mobilität bereits entwickelt haben und produzieren. Jetzt geht es darum, die serienreifen Fahrzeuge auf die Straße zu bringen.“
Doch das scheint der Knackpunkt zu sein, wie Müller weiter ausführte. Die Schwäche liegt in der Infrastruktur. Denn ohne Ladepunkte und Wasserstofftankstellen wird es keine klimaneutrale Mobilität geben. Das betrifft auch die von der Obrist Group vorangetriebene Methanol-Strategie. Nachhaltig erzeugte Energie ist für die Mobilitätswende unabdingbar. Doch luckx – das magazin meint, wir sollten uns nicht den Glauben so mancher ideologisch orientierter Umweltexperten hingeben, es genügt nur ausreichend Kapital oder ein Fingerschnippen, und schon ist die Umwelt gerettet. Präsidentin Müller blickte deshalb tiefer ins Erdreich, wo sie unzureichende elektrische Kabeldurchmesser fand. „Der Aufbau von Ladepunkten für Nutzfahrzeuge scheitert viel zu oft an den Stromnetzkapazitäten. Spediteure wollen umrüsten, wollen den Wandel und werden dann mit der Realität konfrontiert: Der lokale Netzbetreiber meldet zu oft mehrere Jahre Wartezeit, bis man die notwendigen Kapazitäten bereitstellen könne. Das hier etwas falsch läuft, ist unstrittig und offensichtlich – entschlossenes Gegensteuern also zwingend notwendig,“ stellte sie fest.
Gemeinsames Handeln erforderlich
Voll des Lobes für die Branche zeigte sich auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Doch das reicht nicht aus. Das Handeln – besser nicht Handeln – hat in seinem Ministerium schon Tradition. So düste einer seiner Vorgänger, der Scheuer Andi, über das Ministeriumsgelände mit einem e-Scooter, schränkte die Geschwindigkeit und Reichweite dieses Gefährt ein und bescherte der Versicherungsbranche ein nettes Zubrot. Denn diese in anderen europäischen Ländern ohne Geschwindigkeitsbeschränkungen und Versicherungsbeiträgen „frei laufenden“ e-Scooter sind eine attraktive Lösung für den innerstädtischen Verkehr, der immer beschworenen letzten Meile. Das ersetzt zwar keine einstürzenden Brücken oder schlechte Straßen, Fuß- und Radwege. Sie können den mangelhaft vorhandenen ÖPNV ergänzen und ersetzen.
Bundesminister Wissing ist der Meinung, dass bereits 2030 ein Drittel der Fahrleistung im schweren Straßengüterverkehr elektrisch erfolgen wird. Solange ein E-LKW mehr als doppelt so viel kostet wie ein Dieselangetriebener, ist die Umsetzung schwer zu realisieren. Auch wenn E-LKWs von der Maut befreit sind. Was ein weiteres Problem darstellt. Denn aktuell sind die Mauteinnahmen rückläufig aufgrund der wirtschaftlichen Situation oder aufgrund dessen, dass Spediteure Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen einsetzen. Diese sind schneller, kostengünstiger und von der Maut befreit. Außerdem ist die Fahrersuche für diese Fahrzeuge einfacher, weil kein LKW-Führerschein und eine Kraftfahrerausbildung erforderlich ist.
Internationale Rekordbeteiligung
Doch zurück zur Messe, weil das Beschäftigen mit politischen Sonntagsreden nicht zielführend ist. Mit knapp 1700 Ausstellern aus 41 Ländern verzeichnet die diesjährige IAA ein Wachstum von über 21 % im Vergleich zu 2022, als 1.402 Aussteller vertreten waren. Die Hallen der IAA TRANSPORTATION sind sehr gut ausgelastet; viele waren aufgrund der hohen Nachfrage frühzeitig überbucht. In diesem Jahr belegt die IAA zwei Hallen mehr als 2022. Der prozentuale Wert von internationalen Ausstellern stieg von 61,8% in 2022 auf 72,3% in 2024. Dieser Wert ist ein historischer Rekord für die IAA.