Radfahren ist seit der Corona-Krise wieder aus dem Schatten des Autos entschwunden. So gehört das Rad wieder zur Mobilität im Alltag. Neue Radwege werden gebaut und sollen nicht nur zur Freizeit dienen, sondern auch dem Arbeitsalltag zu gute kommen. Welchen Wert in der Mobilität vom E-bike erwartet wird, hat luckx – das magazin recherchiert.
Euro-Bike Messe brachte es an den Tag
Die Fahrradbranche leidet. Der Run während und nach der Corona-Krise mit extrem hohen Absatzzahlen ist eingebrochen. Zwar war die Stimmung während der Messe weiterhin optimistisch, weil E-Bikes boomen. So vermeldete die Branche im Jahr 2023 erstmals mehr verkaufte E-Bikes als klassische Fahrräder. Trotz rückläufigen Verkaufszahlen nach ihrem großen Corona-Boom bleibt Deutschland E-Bike-Spitzenreiter in Europa 2025. Nicht jeder Radfahrer scheint auf den E-Bike-Trend aufgesattelt zu haben. Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage (August 2025) haben rund zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten noch nie ein E-Bike genutzt. Demnach sind Deutschlands aktuelle E-Bike-Nutzer (18 Prozent) eher männlich, besitzen häufiger Wohneigentum und haben zusätzlich zu ihrem E-Bike ein PKW in ihrem Haushalt. Die Vorbehalte der der deutschen Radfahrer gegenüber E-Bikes lässt sich mit zwei Worten zusammenfassen: zu teuer. Für fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) sind sie trifft dies zu. Jeweils knapp ein Drittel bevorzugt normale Fahrräder (29 Prozent) oder andere Transportmöglichkeiten wie Auto, ÖPNV, Roller, etc. (28 Prozent). Doch auch fehlende Berührungspunkte sind eine Hemmschwelle: Insgesamt knapp ein Viertel der Befragten (24 Prozent) gibt an, sich nicht mit E-Bikes auszukennen oder noch keine Gelegenheit gehabt zu haben, ein E-Bike zu testen.
Leasing- oder subventionierter Finanzierung
In der Befragung fällt auf: Frühere Nutzer eine e-Bike – als keine aktuelle Nutzung – sagen deutlich häufiger, ein E-Bike gemietet (20 Prozent gegenüber 1 Prozent der aktuellen Nutzer) oder kostenlos genutzt zu haben (23 Prozent gegenüber 10 Prozent der aktuellen Nutzer). Knapp ein Drittel dieser ehemaligen Nutzer hat sein E-Bike vollständig selbst finanziert (29 Prozent), im Vergleich zu 72 Prozent derer, die ihr E-Bike aktuell nutzen. Tatsächlich greifen diejenigen, die ein elektrisches Fahrrad (teilweise oder vollständig) selbst finanzieren tief in die Tasche: Durchschnittlich 2.000-2.999 EUR haben die Befragten für ihr E-Bike ausgegeben (26 Prozent). Ein Viertel von ihnen hat 1.000-1.999 EUR und knapp 23 Prozent haben 3.000-3.999 EUR ausgegeben. Auch die Nutzung von Leasing- oder subventionierten Modellen hat unter den aktuellen Nutzern in den letzten Jahren zugenommen: Während E-Bikes, die vor mehr als drei Jahren erworben wurden, zu 83 Prozent vollständig selbst finanziert wurden, sinkt die Eigenfinanzierung auf 64 Prozent bei Anschaffungen innerhalb der letzten sechs Monate bis drei Jahre. Die Teilfinanzierung (z. B. über ein Leasingmodell, Förderprogramm, Subvention, Arbeitgeber etc.) steigt dahingegen von 8 Prozent (vor mehr als drei Jahren) auf 19 Prozent innerhalb der letzten sechs Monate bis drei Jahre. Auffällig niedrig ist die Inanspruchnahme von Mietmodellen unter aktuellen Nutzern (1 Prozent).
Wohin die Reise geht
Fahrten mit dem E-Bike führen seltener ins Büro als in die Berge: Fast vier von zehn E-Biker begleitet ein E-Bike auf Reisen oder in der Freizeit (39 Prozent), ein Fünftel der E-Bike-Nutzer pendelt damit zur Arbeit oder Ausbildung (20 Prozent). Männer nutzen die Elektro-Räder häufiger für Sport oder Fitness (19 Prozent im Vergleich zu 10 Prozent der Frauen), Frauen häufiger für (private) Erledigungen oder Einkäufe (25 Prozent im Vergleich zu 17 Prozent der Männer). Bei der Auswahl eines E-Bikes sind die wichtigsten Faktoren der Preis (55 Prozent), die Batterie-Reichweite (54 Prozent), und Komfort und Fahrgefühl (46 Prozent).
Zukünftige Nutzer werden noch stärker auf Service-/Reparatur-Möglichkeiten achten (25 Prozent im Vergleich zu 18 Prozent der aktuellen Nutzer) und auf die Empfehlung von Freunden oder Familie (12 Prozent im Vergleich zu 7 Prozent). Diese Gruppe dürfte vorrangig männlich (11 Prozent im Vergleich zu 6 Prozent der Frauen sagen „Ich plane zukünftig, ein E-Bike zu nutzen“) und zwischen 24 und 44 Jahren sein (jeweils 12 Prozent im Vergleich zu 9 insgesamt).
Die Umfrageergebnisse zeigen: E-Bikes sind ein exklusiver Trend – der selten enttäuscht: 92 Prozent der Befragten sind zufrieden mit ihrem E-Bike. Vielen Deutschen fehlt jedoch der Zugang zu einem E-Bike. Mit unverbindlichen Testangeboten und Mietmodellen könnten E-Bike-Hersteller neue Nutzergruppen erschließen. Eine unkomplizierte Instandhaltung im Alltag und auf Reisen könnte auch die Empfehlungsbereitschaft steigern – ein entscheidendes Kaufargument für zukünftige Nutzer.
Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum vom 30.07.2025 bis zum 01.08.2025 insgesamt 2017 Personen befragt.