Mehr Gesundheit im Beruf

Um mehr gesundheitsbezogene Aktivitäten in den Betrieb zu bringen, reicht ein Tischfußballspiel und ein Obstkorb nicht aus. Ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement muss mehr für die Mitarbeiter bringen, meint luckx – das magazin.

Belastungen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert umfassende Initiativen für erfüllende Arbeit und ein gesundes Umfeld. Das betrifft insbesondere auf Logistik-Unternehmen zu. Denn Logistik ist ein harter Job. Jede Sendung muss pünktlich ankommen – rund um die Uhr, rund um den Globus. Körperliche Anstrengungen und Belastungen gehören zum Alltag: ob am Steuer eines LKWs oder im Cockpit eines Frachtflugzeugs, ob in der Nachtschicht im Post- oder Paket-Hub oder bei der Kommissionierung im Supply Chain Warehouse, ob in einem der drei globalen IT-Rechenzentren oder im Management in der Bonner Zentrale. Damit die Gesundheit der Mitarbeiter dabei nicht auf der Strecke bleibt, hat die DHL eine Health & Well-Being Policy erarbeitet. Das freiwillige Engagement des Konzerns wurde jüngst mit dem Deutschen Corporate Health Award 2023 ausgezeichnet. Die Jury lobte dabei unter anderem hervorragende Strukturen und Prozesse in Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin, Gesundheitskommunikation, Demografiemanagement und zielgruppenspezifische Angebote. Bei DHL sind immerhin rund 594.000 Mitarbeiter beschäftigt. Und wenn dort zu viele Mitarbeiter ausfallen, staut sich ein riesiger Paketberg – insbesondere zu Weihnachten.

Risikoprävention

Für DHL ist Gesundheitsmanagement allerdings kein Selbstzweck. Im Gegenteil. Es ist ein Beitrag zum Risikomanagement, mit dem sich der Konzern vor Risiken für seinen Geschäftsbetrieb schützt. „Gesundheitsprobleme zählen zu den größten Risiken weltweit“, sagt Dr. Andreas Tautz, Chief Medical Officer von DHL Group. Das können Pandemien sein, wie jüngst das Coronavirus. Aber noch mehr können alltägliche Wehwehchen den wirtschaftlichen Erfolg schmälern. Denn eine gute Servicequalität lässt sich nicht erbringen, wenn ein massiver Krankenstand, mangelnde Produktivität der Belegschaft oder eine hohe Zahl von Unfällen vorliegen. „Wir verbinden Menschen und verbessern mit unseren Services das Leben. Das Geschäft ist ein People Business. Unser Konzern lebt von seinen vielen Mitarbeitern“, sagt Dr. Tautz. Gesundheit ist ein Erfolgsfaktor – gerade für ein weltweit agierendes Unternehmen, das sich im harten Logistikwettbewerb als Qualitätsführer definiert. Das gilt zunehmend auch im Kampf um die besten Fachkräfte. Ein Top-Arbeitgeber braucht heute ein vorbildliches Gesundheitsmanagement, um bei jungen Talenten zu punkten und ältere Mitarbeiter zu halten.

Wohlbefinden

Die WHO definiert Gesundheit als einen Zustand umfassenden körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens – und nicht nur als Abwesenheit von Krankheit. Der Arbeitsplatz, an dem wir alle einen großen Teil unseres Tages und damit unseres Lebens verbringen, spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Erfüllende Arbeit und ein gut gestalteter Arbeitsplatz sind wichtige Faktoren für die Gesundheit aller Menschen. Schlechte Arbeitsbedingungen hingegen sind ein Risiko. Die Herausforderungen für Arbeitsmediziner verändern sich. In der Logistik mit viel körperlicher Arbeit sind Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems ebenso häufig wie chronische Zivilisationskrankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, des Stoffwechsels und Infektionen. Aber auch die psychische Gesundheit und Themen wie gesunder Schlaf rücken zunehmend in den Fokus. Forscher haben nachgewiesen, dass psychische Belastungen bis hin zum Burnout die Produktivität eines Unternehmens erheblich beeinträchtigen können.

Zufriedenheit

Die wesentlichen Faktoren der Teamproduktivität sind eine sinnstiftende, erreichbare Aufgabe und ein starkes Team, in dem die Mitglieder authentisch sein können, einander vertrauen, ein hohes Selbstwertgefühl entwickeln und Respekt und Wertschätzung von Vorgesetzten und Unternehmen erfahren. Wer ein Defizit an den entscheidenden Wohlfühlfaktoren allein mit technischen Sicherheitsmaßnahmen oder oberflächlichen Gesundheits- und Sportprogrammen überdecken will, handelt kontraproduktiv und wird scheitern. Das ist wissenschaftlich belegt.

So ist es wichtig, mit einfachen Techniken die Leistung zu steigern. Deshalb wurden spezielle Programme entwickelt. Während Büromitarbeiter der Gesundheitskommunikation meist aufgeschlossener gegenüberstehen, reagieren Menschen aus der operativen Ebene eher skeptisch auf Unterstützungsangebote. So hat der Konzern Projekte durchgeführt, um herauszufinden, wie Blue-Collar-Teams (überwiegend körperliche Arbeit abseits des Schreibtisches verrichten), als größter Teil der Belegschaft, erfolgreich angesprochen werden können.

Mit einem Trainingsprogramme qualifiziert DHL Mitarbeiter ohne Schul- oder Berufsabschluss, die ihre operativen Aufgaben gut erfüllen. Bis 2025 sollen 80 Prozent aller Mitarbeiter weltweit diese Schulung absolvieren, ihr Zertifikat erhalten, Anerkennung bekommen und ihre Aufgaben besser erfüllen können.

Im Rahmen einer Mediation haben in Deutschland Betriebsärzte Teams gecoacht, deren Qualitätsleistung deutlich unterdurchschnittlich war. Was stört, was belastet? In intensiven Gesprächen wurde Vertrauen aufgebaut, in emotionalen Debatten wurden nach und nach alle Probleme auf den Tisch gebracht, Lösungsansätze entwickelt und umgesetzt. Nach dieser Intervention verbesserte sich die Qualität deutlich, die Mitarbeiter waren seltener krankgeschrieben und Fluktuation und Entlassungen gingen zurück.

Digitalisierung

Gesunde Ernährung, Entspannung und Schlaf, Sport und Bewegung im Alltag – Themen wie diese des Gesundheitsmanagements kommen bei den Mitarbeitern glaubwürdig an. Auch, weil DHL vor digitalen Angeboten nicht zurückschreckt. Aufgrund der Sportbegeisterung vieler Menschen hat der Konzern eine Fitness-App auf Deutsch und Englisch auf den Markt gebracht, die Bewegung unter professioneller Anleitung fördert. Während der Corona-Zeit rollte der Konzern ein Online-Programm aus, das joggende, wandernde oder radelnde Einzelpersonen zu einer motivierenden Sport-Community zusammenbrachte. Eine weitere App bot geführte Meditationen und Musik zu den Themen Stressabbau, Gesundheit, Schlafförderung, Produktivität und Entspannung. Solche digitalen Angebote sollen weiter ausgebaut werden.

Unter all den lokalen Sportinitiativen, die sich als Ergänzung zum Gesundheitsmanagement etabliert haben, kann man eine als Spitzenreiter identifizieren: den Deutsche Post Fan Club. Seit fast 15 Jahren bringt dieses Programm zwischen Corporate Health und Employer Branding Teams im Fußball, Laufen, Wandern und Radfahren zusammen, darunter sowohl ambitionierte Sportler als auch Hobbysportler. Neben gesunder Bewegung stehen Teambuilding und Spaß im Vordergrund – zumal immer mehr Angebote abseits der klassischen Sportaktivitäten gemacht werden, wie Seifenkistenbau oder gesundes Kochen sowie eSports und virtueller Sport.