Fuhrpark

Gefühlt jede zweite Presseinfo, die bei uns in der Redaktion von luckx – das magazin landet, stellt die Elektromobilität in rosaroten Farben dar. Dabei gibt es zu wenige Ladestationen, keine Hochspannungsleitungen von Nord nach Süd und zu wenige Windräder im Süden der Republik. Warum dieser Hype?

Energievernichtung

Unsere Herausforderung ist, dass der nachhaltig produzierte Strom nicht vollständig genutzt werden kann. Windräder drehen leer und werden aus dem Wind genommen, Solaranlagen werden abgeschaltet, weil der Strom nicht abgenommen werden kann, nicht abgenommener Strom muss den Erzeugern bezahlt werden und darüber hinaus entsteht meist in der Mittagszeit ein negativer Strompreis, der den privaten Verbrauchern meist nicht zur Verfügung gestellt wird. Es fehlen Speicher überall. Darüber hinaus wird das bidirektionale Laden für Elektrofahrzeuge eher unterbunden als gefördert. Zwar zeigte die Solarmesse und ihre Fachmessen in München wie Elektromobilität heute funktionieren kann. Doch die großen Anreize gingen dort nur für schon überzeugte E-Mobilitätsfans auch. Es fehlen die durchschlagenden Konzepte und Anreize. Dabei sollen, wie eine Studie zeigt, die Gesamtbetriebskosten von Elektrofahrzeugen über das Jahr gesehen niedriger als die der Verbrenner sein. Doch Anreize für den Kauf fehlen bei den extrem hohen Preise für E-Fahrzeuge. Zwar könnten insbesondere im Flottengeschäft Vorteile bei der Dienstwagen-Besteuerung entstehen. Doch eine größere Auswahl bei den Fahrzeugen fehlt bisher. Auch die von der EU verordneten Flottengrenzwerte sollen der Elektromobilität 2025 den richtigen Anstoß geben. Doch hier sind insbesondere die Automobilhersteller gerade dabei, diese Grenzwerte in die Zukunft zu verschieben.

EU-Richtlinien

Für die Flottengrenzwerte sind die Vorgaben der EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) und des Energieeffizienzgesetzes (EnEfG) bindend. Gemäß der CSRD sind alleine in Deutschland mehr als 15.000 Unternehmen von der Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und der Umsetzung passender Maßnahmen betroffen. Bisher jedenfalls. Viele der berichtspflichtigen Unternehmen haben sich inzwischen das strategische Ziel gesetzt, ihre Flotte bis 2030 und spätestens bis 2035 vollständig zu elektrifizieren. Es handelt sich zwar vielfach um große Fuhrparks. Doch ob diese Ziele erreicht werden, bleibt offen. In gleicher Weise trifft das nationale EnEfG wesentlich mehr Unternehmen. Zuerst ging das deutsche Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) noch von rund 2.400 betroffenen Betrieben aus, die mindestens 2,5 GWh Energie verbrauchen und daher zu Einsparmaßnahmen verpflichtet sind. Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Zahlen nun auf über 55.000 Firmen nach oben korrigiert. Denn bei vielen Unternehmen ist der größte Energieverbraucher der Fuhrpark und liegt bei kleinen und mittleren Unternehmen durchschnittlich bei über 50 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs. 2025 müssen also über also 30.000 Konzerne und große Unternehmen Maßnahmen zur Dekarbonisierung ihrer Flotten ergreifen. Tauschen sie nur 20 Kraftfahrzeuge aus, dann sind das 600.000 Elektrofahrzeuge. In 2025 geht es um 15 % weniger CO2-Emissionen, die die Hersteller mit ihren Flotten ausstoßen dürfen. Gleichzeitig gilt ab sofort eine Emissionsgrenze von 93,6 g/km CO2 und eine Strafe von 95 Euro pro Gramm und Fahrzeug, wenn diese Grenze überschritten wird. Das kann bei manchem SUV leicht mehr als 10.000 Euro bedeuten. Die Hersteller werden alles tun, um solch hohe Strafzahlungen zu vermeiden, meinen die Autoren der Studie. Auch sehen sie, dass Autobauer ihre Verbrenner verteuern und E-Autos günstiger in den Markt drücken, sei eine Reaktion darauf. Doch diese Annahme vom März 2025 hat sich umgekehrt. Aktuell werden Verbrenner verstärkt in den Markt gedrückt, weil hier die Deckungsbeiträge höher sind. Und Autobauer müssen dringend Geld verdienen.

Elektromobilität

Die Elektromobilität ist nicht gesetzt. Kritisch diskutierte Faktoren wie geringe Reichweite und fehlende Ladestationen sind nicht überwunden. Auch wenn Unternehmen eine Vorbildfunktion für unsere Gesellschaft zugesprochen wird, heißt das noch lange nicht, dass sie diese Vorbildfunktion auch annehmen. Zwar hat kann ein grünes Image für Bewerber, Kunden und Partner ein großes Gewicht haben. Doch wie die aktuelle Situation um einen amerikanischen Anbieter zweigt, kehrt sich der Vorteil in ein großes negatives Image um. Mietwagenanbieter nehmen E-Fahrzeuge aus dem Bestand und stornieren Aufträge. Dazu fehlt in den Unternehmen eine Elektromobilitätsstrategie. Es fehlt die Zielsetzung, die Festlegung von Einführungsphasen und die Berücksichtigung von Branchenbedürfnissen. Auch konkrete Maßnahmen sowie zielführenden Kommunikationsaktivitäten in Richtung der Mitarbeiter sind nicht vorhanden. Zwar kann die Elektromobilität einen Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit der gesamten betrieblichen Mobilität darstellen. Dabei können Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Innovation im Mittelpunkt gestellt werden und sich die Unternehmen positionieren. Doch es zeigt sich aktuell, dass die Elektromobilität wieder eingeschränkt und reduziert wird. Auch dahin gehend, dass Deutschland im Gesamtkontext der Europäische Union und deren verabschiedeten Vorgaben und Erlassen sowie eines globalen Wettbewerbs, eigentlich auf Elektromobilität setzen sollte. Es wird sich neben allen Krisen und Kriegen zeigen, wie mit diesem Thema demnächst umgegangen wird. Sicher ist nur eins: Elektrisch betriebene Panzer und anderes Kriegsgerät wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Und hier werden, ob wir es wollen oder nicht, in Zukunft die meisten Investitionen erfolgen.