Wintercamping

Vor einigen Jahren meldeten Camper ihre Fahrzeuge noch während der Winterzeit ab. Seit es die Saisonkennzeichen gibt, entfällt der jährlich zweimalige Gang zum Straßenverkehrsamt. Doch die harten Camper haben diese Prozedur schon immer gescheut und sind auch im Winter durch die heimische und weite Welt gereist. Doch ohne passende Ausstattung gelingt das nicht, wie luckx – das magazin recherchierte.

Neues Fahrzeug – neue Heizung – kalt

Als wir mitten in der Corona-Zeit unser neues Redaktionswohnmobil einweihen wollten – es war Winter, Schnee und Eis bedeckten das Fahrzeug – und Reisen nicht möglich war, sollte zumindest auf dem Grundstück eine Übernachtung erfolgen. Gesagt, getan. Die erste Nacht ging noch gut. Doch in der Zweiten trieb es uns morgens um 4 Uhr aus dem eiskalten Gefährt in die naheliegende Wohnung. Was war passiert? Die Heizung war total ausgefallen. Weder gute Worte noch der Ruf nach dem Service halfen. Denn der war nicht erreichbar. Später stellte sich heraus, dass ein komplizierter Reset geholfen hätte.

Eigentlich sollte so ein Wintertag in malerisch verschneiter Landschaften erfolgen und abends gemütlich mit heißer Schokolade am Esstisch ausklingen. Meistens gelingt es auch – mit der richtigen Ausstattung geht das auch im Reisemobil oder Wohnwagen.

Richtige Ausstattung

Wer darüber nachdenkt, sein Heim auf vier Rädern auch für den Urlaub im Winter zu nutzen, muss dabei einige Aspekte beachten. So sollte nicht nur die richtige Heizung, sondern auch eine gute Isolierung im Fahrzeug verbaut sein. Also sollten Reisemobil und Wohnwagen ordentlich gedämmt und beheizt sein, damit sie sich im Winterurlaub nicht in Gefriertruhen verwandeln. Von Thermomatten bis zu Rahmenfenstern – die Liste der Dämmmöglichkeiten ist lang.

Heizsystem

Die Wahl des richtigen Heizsystems für Reisemobil oder Wohnwagen ist eine Grundsatzentscheidung. Leider kann der geneigte Käufer diese meist nicht selbst treffen. Denn der Hersteller nimmt das, was er am billigsten in das Fahrzeug einbauen kann. So werden meist Umluftheizungen verbaut. Bei einem Selbstausbau ist der Einbau einer Umluftheizung aufwändig, dafür ermöglicht sie eine großflächige Wärmeverteilung durch Warmluftschläuche. Die Direktheizung hingegen ist relativ einfach montierbar, lässt die Aufbereitung von Warmwasser allerdings nur mit einem optionalen Gebläse und in Kombination mit einer Therme zu. Geeignet ist sie eher für kleinere Fahrzeuge. Eine Warmwasserheizung wird gern als das Non-plus-ultra angesehen. Diese ist relativ teuer, groß und schwer, dafür nahezu geräuschlos und während der Fahrt verwendbar. Mit einer zusätzlichen Verbindung zum Motor kann während der Fahrt die Motorkühlung zum Heizen des Aufbaus genutzt werden. Auch das Duschwasser wird erwärmt. Das gilt zwar nur für die kältere Jahreszeit. Doch das spart Diesel oder Gas zum Heizen. Das ist bei den anderen beiden Systemen nicht der Fall. Außerdem gibt es zahlreiches Zubehör, mit dem man die Wärmenutzung weiter optimieren kann.

Unabhängig vom System muss man darauf achten, vor dem ersten Aufheizen alle Schränke zu öffnen, um Schwitzwasserbildung zu vermeiden. Zudem dürfen Kleidung, Ausrüstung und Lebensmittel auf keinen Fall die Außenwand berühren, da sonst Stockflecken und Schimmel drohen. Auch Kondenswasser im Fahrzeuginneren sollte vorsorglich entfernt werden. Um Kosten und Energie zu sparen, empfiehlt es sich, möglichst auf kleinster Stufe zu heizen. Positiver Nebeneffekt: Insbesondere nachts läuft die Heizung dann ruhig. Vor allem bei Umluftheizungen ist das ein Vorteil.

Welches Fahrzeug darf es sein?

Natürlich ist die Isolierung wichtig. Leider gilt nicht, dass höherpreisige Reisemobile und Wohnwagen besser für den Winterurlaub geeignet als günstigere Modelle. Denn heute sind alle Fahrzeuge völlig überteuert – und leider auch von schlechterer Qualität als vor etwa 8 Jahren. Beispiel gefällig: Kostet ein integriertes Wohnmobil im Frühjahr 2020 noch 75.000 Euro, muss der geneigte Camper heute mindestens 110.000,- Euro auf den Tisch legen. Zwar sind neben einem Warmwasserheizsystem mit Fußbodenheizung auch eine Isolierung aus Materialien wie XPS-Schaum montiert. Doch die Verarbeitung ist weiterhin schlecht, weil der Frontbereich des Fahrzeuges schlecht isoliert ist und es viele Kältebrücken gibt. Wer also irgendwann mal mit seinem Fahrzeug in den Schnee fahren möchte, sollte bereits beim Kauf darauf achten, dass keine billigen Dämmmaterialien wie Styropor verbaut sind. Eine Umrüstung ist nicht möglich. Vollintegrierte Reisemobile sollten eigentlich besser isoliert als Teilintegrierte oder Kastenwagen sein. Doch das trifft nicht generell zu. Neben der Isolierung sollte man beim Kauf außerdem auf die Fenster achten. Denn Rahmenfenster schließen dichter ab und können einen besseren Kälteschutz als Auflagefenster bieten. Doch auch hier steckt der Teufel im Detail.

Fußboden

Der Boden eines Reisemobils oder Wohnwagens bietet eine große Angriffsfläche für Frost. Ein Doppelboden liefert zusätzlichen Kälteschutz und nebenbei noch viel Stauraum. Aber Vorsicht: Nicht alle Doppelbodenarten isolieren gleich gut. Bei einem Funktions-Doppelboden beispielsweise werden die Sandwichplatte des Kabinenboden und die Sperrholz-Fußbodenplatte im Abstand von zehn bis 15 Zentimetern montiert. Diese Spielart des Doppelbodens bietet zwar Platz für die Bordtechnik, aber keinen sonderlichen Frostschutz.

Besser ist ein klassischer Doppelboden mit Stauraum. Dort finden sowohl Tanks als auch Bordtechnik und die Heizung Platz. Oftmals kann sogar noch Gepäck in den Fächern verstaut werden. Diese Art des Bodens bietet im Winter zwei entscheidende Vorteile: Die Wasseranlage kann leichter frostfrei gehalten werden und der Wärmeverlust über den Boden ist deutlich geringer.

Zubehör

Vor allem mit Thermomatten lässt sich ein Fahrzeug nachträglich noch zusätzlich dämmen und kältefest machen. Diese gibt es für drinnen und draußen – am Fahrzeugäußeren angebracht, isolieren sie allerdings deutlich besser. Vor allem an den Fahrzeugfenstern sollte man Thermomatten verwenden, da diese die größten Kältebrücken am Fahrzeug sind. Bei Vollintegrierten kann man zudem noch einen Thermovorhang zwischen Fahrerkabine und Wohnbereich anbringen.

Eine weitere Schwachstelle sind Lüftungsgitter für Kühlschränke. Bei Kälte sollte man diese sachgerecht mit einer Winterabdeckung versehen. Wichtig zu wissen: Auch solche Abdeckungen lassen weiterhin genug Luft an den Kühlschrank. Andere Gegenstände sollte man daher nicht zur Abdeckung nutzen.

Nützlich sind außerdem elektrische Fußbodenmatten, die unter dem Wohnraumteppich liegend für wohlige Wärme im Fahrzeuginneren sorgen. So lassen sich dann auch schlecht isolierte Fahrzeug fit für den Winter machen.