Menschen mögen eigentlich keine Veränderungen. Und wenn, so versuchen sie möglichst bald wieder eine stabile Situation zu erreichen. Die weltweiten Veränderungen in den letzten Jahren durch Corona-Pandemie, Kriegen, Finanz- und Energiekrisen haben deshalb für viel Unruhe gesorgt, die für viele schwer zu ertragen ist. Diese wirken sich auf das Konsumverhalten aus, wie luckx – das magazin recherchierte.
Das eigene Heim
Glücklicherweise waren während der Corona-Pandemie die Baumärkte geöffnet, so dass viele ihr eigenes Heim renovieren und sanieren konnten. Doch nun wird eher gespart, weil nicht absehbar, was aufgrund der Kriege in der Ukraine und in Israel noch auf uns Menschen eintreffen wird. Doch wie wird sich unser Konsumverhalten denn nun wahrscheinlich ändern, nachdem die enormen Preissteigerung bei vielen zur Zurückhaltung gesorgt haben? Wie sich die Veränderungen bei den Kosmetik- und Körperpflegeprodukten auswirken könnte, hat das Marktforschungsunternehmen Mintel in seiner Trendvorhersage 2024 definiert. So konnten drei globale Kosmetik- und Körperpflegetrends gefunden werden: NeuroGlow, Beaut-AI und Sophisticated Simplicity. Diese Trends bieten auch für die Naturkosmetikbranche Chancen, sich zu positionieren.
NeuroGlow – Verbindung zwischen Geist und Körper
Konsumenten haben erkannt, dass Kosmetik- und Körperpflegeprodukte keine Allheilmittel sind. Der Trend NeuroGlow beschreibt einen holistischen Schönheitsansatz, bei dem das mentale Wohlergehen und das äußere Erscheinungsbild Hand in Hand gehen. Es geht nicht nur darum, das äußere Erscheinungsbild zu optimieren, sondern auch darum, das mentale und emotionale Wohlbefinden zu steigern. Achtsamkeitsübungen, Meditationen und Techniken zur Stressbewältigung, Heilpraktiken sowie gezielte Nahrungsergänzungsmittel wirken sich auf das Erscheinungsbild von Haut und Haaren aus und unterstützen die geistige und körperliche Gesundheit. „Kosmetik und Körperpflege und seelisches Wohlbefinden sind untrennbar miteinander verwoben. Zwei Drittel der Menschen in Deutschland, die Schönheits- und Pflegeroutinen durchführen, betrachten diese als wesentlichen Teil ihrer Selbstfürsorge“, berichtet Susanne Krenz, Principal Research Analyst – Beauty and Personal Care, German Reports, bei Mintel. „Unsere Daten zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen der Anzahl an Hautproblemen und dem positiven Effekt einer Schönheits-/Pflegeroutine auf das Selbstbewusstsein. Hier können Marken ansetzen, indem sie mit möglichst angenehmen, vorzugsweise leichten Texturen arbeiten und bei aktiven Inhaltsstoffen auf Transparenz und Belegbarkeit setzen“, empfiehlt Krenz. „Je mehr Hautprobleme jemand hat, desto eher ist die Person gewillt, sich mit Inhaltsstoffen auseinanderzusetzen, was beinahe zwangsläufig zu einem ganzheitlichen Blick auf die eigene Gesundheit führt.“ Auch das Haarstyling hat einen positiven Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden weiß Krenz: „Auf ein Viertel der deutschen Verwender von Hairstylingprodukten hat Haarstyling eine entspannende Wirkung. Marken können hier zum Beispiel unterstützen, indem sie ihre Produkte angenehm beduften oder mit pflegenden Inhaltsstoffen versetzen. So geben sie den Verbrauchern das Gefühl, gleichzeitig etwas Gutes für ihr Wohlbefinden und für ihr Haar zu tun.“
Beaut-AI – Künstliche Intelligenz in der Kosmetik
Wie viele andere Bereiche unseres Lebens, wird die Künstliche Intelligenz auch die Kosmetikbranche transformieren. Schon heute beschleunigt die KI die Produktentwicklung und fördert Inklusivität. Damit KI-Systeme das Vertrauen der Verbraucher gewinnen, müssen sie transparent sein. Es muss klar sein, woher die Daten kommen und wie Entscheidungsprozesse ablaufen. Eine ethische KI-Governance ist entscheidend, um Vorurteile zu verhindern und Datenschutz sowie verantwortungsvolle Datennutzung zu garantieren. „Speziell bei Naturkosmetikmarken empfehlen wir, behutsam vorzugehen, um diejenigen Verbraucher nicht zu verschrecken, für die Technik und Natur schwer zu vereinbaren sind“, empfiehlt Krenz. Gleichzeitig betont sie, dass neue Technologien auch Chancen für Naturkosmetikmarken beinhalten: „Durch die Nutzung von Biotechnologie können sie traditionelle Inhaltsstoffe durch biobasierte Alternativen ersetzen – zum Beispiel Ethanol oder ätherische Öle, die schon länger in der Kritik stehen. Ebenfalls aus technologischer Innovation geboren und dabei sehr gut anwendbar für Naturkosmetikmarken ist der Upcycling-Trend, der auch durchaus massenmarkttauglich ist.“ Beispiele hierfür sind die Verwendung von gerettetem Obst und Lebensmittelabfälle, die als Hauptwirkstoffe eingesetzt werden.
Unternehmen können durch die Analyse von Social-Media-Trends, Kundenfeedback und Marktforschung die neuesten Beautytrends oder Produktlücken erkennen und innovative, auf spezifische Bedürfnisse zugeschnittene Produkte entwickeln. „Künstliche Intelligenz wiederum kann dabei helfen, neue oder aufstrebende natürliche Inhaltsstoffe zu identifizieren, indem sie große Datenmengen analysiert und parallel das Verbraucherinteresse bewertet. Darüber hinaus können Naturkosmetikmarken ebenso wie konventionelle Kosmetikmarken KI-Technologie nutzen, um Hauttyp und -textur zu analysieren, Produktempfehlungen auszusprechen oder personalisierte Kosmetik herzustellen“, erklärt Krenz.
Sophisticated Simplicity – effektive, qualitativ hochwertige Produkte
Laut dem Trend Sophisticated Simplicity wird die Kosmetikindustrie einen Paradigmenwechsel erleben, weil Verbraucher einen immer größeren Wert auf die Qualität der Inhaltsstoffe und auf eine bewiesene Wirksamkeit der Produkte legen. In Folge dessen wird die Nachfrage nach effektiven, qualitativ hochwertigen Produkten steigen. Extravagante Verpackungen und glitzernde Marketingkampagnen verlieren an Bedeutung. Vor allem Naturkosmetikmarken können von diesem Trend profitieren, weiß Krenz: „Dass die Qualität von Inhaltsstoffen immer mehr in den Fokus rückt, ist eine gute Nachricht für Naturkosmetikmarken, die ohnehin strenge Standards verfolgen. Die Verwendung von natürlichen Inhaltsstoffen wird mit einem gesteigerten Sicherheitsempfinden und einer sanfteren Wirkung auf Haut und Haar in Verbindung gebracht. Naturkosmetikmarken, die natürliche Alternativen zu beliebten Wirkstoffen enthalten, haben daher großes Potenzial – man denke beispielsweise an Bakuchiol als Alternative zu Retinol. Hier besteht sogar Potenzial für eine Premiumisierung, da 29 Prozent der Deutschen daran interessiert sind, ein Premium- oder Luxusprodukt zu kaufen, das natürliche Inhaltsstoffe enthält.“