Es hilft nicht, wenn der Bundeslandwirtschaftsminister sich als Ziel gesetzt hat, 30 Prozent der landwirtschaftlichen Produktionen sollen Bioprodukte sein. Das haben auch schon seine Vorgänger versucht. Heute werden rund 10 Prozent Bioprodukte auf den Markt gebracht, hat luckx – das magazin recherchiert.
Bioprodukte
Nun könnten wir ja argumentieren, vor vielen Jahrzehnten gab es nur Bioprodukte und warum ist das jetzt nicht möglich. Die Antworten kennen wir alle: Weniger Menschen, andere Essgewohnheiten und noch vieles mehr. Ach ja, und billig – besser preisgünstig – sollte es auch sein. Beim Letzteren halfen dann größere Maschinen, mehr Dünger und Unkrautvernichtungsmittel. Diese müssten sein, so die Argumentation der Befürworter, damit die Maschinen auch gut funktionieren. Das 50 Prozent der produzierten Waren in der Tonne landen, führt das Ganze ad absurdum. Nun ließe sich die steile These aufstellen, dass auch ohne Düngemittel und Unkrautvernichter trotzdem genug Waren zum günstigen Preis produziert werden, wenn mit den Lebensmittel sorgfältiger umgegangen wird. Okay, ist ja nur so eine Idee . . . Doch vielleicht hilft dieser Ansatz, um die Ernährungsstrategie der Bundesregierung tatsächlich umzusetzen. Ob das möglich wäre, hilft es vielleicht, die Eckdaten und Ziele der Strategie zu betrachten.
Gutes Essen für Deutschland
Insgesamt sechs Ziele wurden von der Bundesregierung definiert, um den Verbrauchern einen besseren Zugang zur gesunden Ernährung zu ermöglichen: die Unterstützung bei angemessener Nährstoff- und -Energieversorgung und Bewegung, die Stärkung von pflanzenbetonter Ernährung, ein sozial gerechter Zugang zu gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln, die Verbesserung der Verpflegung in Gemeinschaften, ein verbessertes Angebot nachhaltiger und ökologisch produzierter Lebensmittel sowie die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung. So rückt vor allem der Schutz von Kindern stärker in den Fokus. Um die Gefahr von erheblichem Übergewicht, Diabetes oder kariösen Erkrankungen einzudämmen, werden Unterstützungsangebote zur Aufklärung der Eltern angeboten, Trinkwasserspender in Schulen aufgestellt, Werbung für zum Beispiel zuckerhaltige Produkte eingeschränkt und die verbesserte Schul- und Kita-Verpflegung vorangetrieben.
Gut für den Körper und die Umwelt
Da trifft es sich gut, dass immer mehr Deutsche sich gut ernähren möchten, wie der Ernährungsreport 2023 zeigt. „Gut“ bedeutet nicht nur gesund, sondern auch nachhaltig. Man möchte sich Ressourcen schonend versorgen, wobei saisonale und regionale Lebensmittel eine wichtige Rolle spielen. Und das kann durchaus auch das Portemonnaie schonen. Denn wer auf die mit dem Flugzeug eingeflogene Mango verzichtet und die Erdbeeren nicht gerade im Winter braucht, der kann vielleicht zum Beispiel direkt beim Landwirt in der Umgebung einkaufen. Aber auch im Supermarkt sind die Lebensmittel, die in der jeweiligen Jahreszeit bei uns angebaut werden, im Durchschnitt günstiger als die eingeflogenen Exoten. Doch auch in Europa lassen sich exotische Früchte in Bioqualität anbauen. Und Erdbeeren sind ebenfalls in Bioqualität möglich, wenn auf Pestizide und so weiter verzichtet wird.
Haltung von Tieren
Was für den Menschen gilt, muss bei einer wirklich gesunden und nachhaltigen Ernährung aber auch für die Tiere gelten, die wir essen: Noch verzehren viele von uns Fleisch von Tieren, die unter schlechten Bedingungen leben mussten. Viel zu lange Transportwege, Platzmangel, Anbindehaltung, fehlende Bewegungsmöglichkeit, kein Tageslicht und keine Frischluft sind nur ein Teil der Eckdaten, die dringend verbessert werden müssten, um von guten Zuständen zu sprechen. Dafür setzt sich beispielsweise die Initiative Tierwohl ein, ein Zusammenschluss aus Land- und Fleischwirtschaft sowie des Lebensmitteleinzelhandels. Neben der Förderung des Tierwohls und der Überprüfung der Tierhaltung vergibt die Initiative auch Siegel, mit dem Kunden zeigen, aus welchen Haltungsbedingungen das Fleisch hervorgegangen ist. Ab Sommer 2024 wird aus der jetzigen Kategorie 4 (Premium) dann Kategorie 5 (Bio) und 4 (Auslauf/Weide). Inhaltlich unverändert, nur leicht umbenannt bleiben die Kategorien 3 (Außenklima, neu Frischluftstall), 2 (Stallhaltung Plus, neu Stall + Platz) und die schlechteste Kategorie 1 (Stallhaltung, neu Stall).
So kann gesunde Ernährung aussehen
Ob Fleisch oder nicht: Wer sich gesund ernähren möchte, sollte die Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) nutzen. Diese Ernährung basiert vorrangig auf Gemüse und Obst, ergänzt durch Vollkornprodukte, Kräuter, gesundheitsfördernde Fette – was unter anderem in Nüssen und bestimmten Pflanzenölen enthalten ist – sowie Wasser. Tierische Produkte braucht unser Körper nach DGE-Regeln eher wenig und dann müsste es nicht einmal Fleisch sein, sondern auch Eier erfüllen den Zweck. Gelegentlicher Verzehr von Fisch ist sinnvoll, wenn er Omega-3-Fettsäuren enthält, wie etwa Makrele oder Lachs. Weißes Fleisch von Geflügel ist zudem besser als rotes von Rind, Schwein oder Lamm. Darüber hinaus sollten Wurstwaren zurückhaltend genossen werden. Sie enthalten fast immer zu viel Salz und Zucker, um wirklich gesund zu sein.
Nutri-Score
Mit einer Übergangsfrist bis 2025 sollen auch der Nutri-Score angepasst und Lebensmittel mit einem neuen Algorithmus differenzierter betrachtet werden. Der Nutri-Score dient Verbrauchern als Entscheidungshilfe, welches Produkt innerhalb einer Produktgruppe das gesündeste ist bzw. bei welchem Produkt die Zusammensetzung der Nährstoffe am besten ist. Seit 2024 werden beispielsweise Lebensmittel mit einem hohen Zucker- und Salzgehalt noch strenger bewertet und bei Brot wird stärker zwischen Vollkorn- und Weißmehl-Backwaren unterschieden. Insgesamt sollen Ballaststoffe eine größere Rolle bei der Bewertung spielen.
Gesunde Ernährung startet beim Einkauf
Wer selbst kocht und dabei auf frische, heimische und saisonale Zutaten setzt und nach Möglichkeit auf Fertigprodukte und tierische Lebensmittel verzichtet, kann nicht nur Geld sparen, sondern tut auch seiner Gesundheit gut. Deshalb sollte der Einkauf gut geplant werden, dabei auf Angebote zu achten und möglichst für die ganze Woche einzukaufen, auch das spart Zeit und Geld. Dafür kann es hilfreich sein, einen Essensplan für die ganze Woche aufzustellen. Wer vorausschauend plant, sollte die Lebensmittel richtig lagern, damit sie lange frisch bleiben. Dabei gilt: Was angebrochen oder aus der Kühltheke kommt, gehört in einem verschlossenen Gefäß in den Kühlschrank. Trockenprodukte, wie z. B. Reis oder Nudeln gehören ebenfalls in Dose oder Glas, damit Schädlinge keine Chance haben. Sie müssen allerdings nicht kühl gelagert werden. Wer sich nicht sicher ist, ob ein Lebensmittel noch essbar ist, sollte auf seine Sinne vertrauen und schauen, riechen und schmecken.