Was wird aus der Mobilitätswende?

Die letzten Bundesregierungen setzten bei der Mobilitätswende alles auf die Anschaffung von Elektrofahrzeugen. Nach einem anfänglichen Boom bleiben die Fahrzeuge nun im Lager stehen. Andere Wege zur Verwendung von nachhaltig erzeugter Energie werden weniger beschritten. Was ist zu tun, um noch die Kurve zu bekommen, hat luckx – das magazin recherchiert.

Mehr E-Fahrzeuge auf die Straße?

Nachdem zum Jahresende 2023 als Kurzschlusshandlung der aktuellen Bundesregierung die Förderprämie auf Null gekürzt wurde, versuchten Händler und Hersteller noch den fehlenden Absatz durch eigene Förderung aufzufangen. Das misslang aber deutlich. Jetzt stehen die Fahrzeuge im Lager und warten. Worauf, weiß keiner so genau. Auch wenn E-Fahrzeuge aktuell herzlich wenig zur Mobilitätswende beitragen und damit die Treibhausgasemissionen zu gering reduzieren, können sie irgendwann in der Zukunft vielleicht doch etwas bewirken. Nun hat der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) untersucht, welchen Effekte unterschiedlich hohe Zulassungen von Elektrofahrzeugen auf die Treibhausgasemissionen bewirken. Selbst bei deutlich steigenden Zulassungen im Bereich der E-Mobilität verbleibt eine Emissionslücke, die nur durch zusätzliche Maßnahmen geschlossen werden kann, so sein Fazit. Mehremissionen, die durch eine deutlich geringere Elektromobilitätsentwicklung ohne Kompensationsmaßnahmen entstehen, wurden bislang in Studien noch nicht berechnet. Im Rahmen der BEE-Studie wurden drei Szenarien erstellt und deren Ergebnisse mit den Minderungszielen im Klimaschutzgesetz verglichen.

E-Mobilität

Nach Ansicht des BEE ist die E-Mobilität das Rückgrat der Verkehrswende. Doch wenn sich der Zuwachs weiter verlangsamt, wird Deutschland seine Elektromobilitätsziele verfehlen. Um bis 2030 15 Millionen elektrische Pkw auf die Straße zu bringen, muss sich der Neufahrzeugverkauf in den nächsten drei Jahren vervierfachen und bis 2030 versechsfachen. Dieser Zuwachs wird mit einer deutlich steigenden Stromnachfrage einhergehen. Ob dabei ein zügiger Ausbau der Erneuerbaren Energien bei gleichzeitigem, großflächigem Ausbau der Ladeinfrastruktur die Nachfrage mit heimischem Ökostrom gedeckt wird, ist ein Wunschdenken, dem dabei auch der BEE verfällt. So zeigen die vom BEE angestellten Verkehrsszenarien auf, dass selbst eine deutlich schnellere Elektrifizierung sowie Regionalisierung des Verkehrs die Emissionslücke von 15 Mio. t CO2 bis 2030 nicht decken kann. Dabei weist der Verband darauf, dass es trotz technologischer Erfolge in der Elektrifizierung von Lkw oder anderen Nutzfahrzeugen es allein im land- und forstwirtschaftlichen sowie im Sonderverkehr – der beispielsweise Feuerwehr-, Polizei- oder Baustellenfahrzeuge umfasst – etwa zwei Millionen Fahrzeuge, die in absehbarer Zeit nicht oder nur schwer elektrifizierbar sind. Nach seiner Ansicht kommt deshalb die Mobilitätswende nicht ohne klimafreundliche Biokraftstoffe und E-Fuels nicht aus. Damit können rund 4,5 Prozent des fossilen Kraftstoffverbrauchs ersetzt und lokale Wertschöpfungspotenziale bei der Herstellung gehoben werden. Das stützt den Produktions- und Wirtschaftsstandort.

Mehr Biokraftstoffmenge

Die BEE-Szenarien zeigen, dass biogene Reststoffe der Landwirtschaft einen großen Teil des zusätzlich notwendigen Biokraftstoffbedarfs decken können. Diese zusätzlichen Biokraftstoffe können rund vier Millionen Tonnen CO2 der Emissionslücke schließen. Neben der Förderung des oben genannten Technologiemixes sind zusätzliche Maßnahmen notwendig, um die Emissionslücke zu schließen. Dazu gehören neben neuen Mobilitätskonzepten auch eine ambitionierte CO2-Bepreisung sowie die Ausweitung und CO2-Differenzierung bei der Lkw-Maut. Zudem muss die Treibhausgasquote im Verkehr angehoben werden, um Mehrfachanrechnungen zu kompensieren. Zur Förderung der Biokraftstoffe sollten höhere Beimischungsanteile zugelassen und weitere Maßnahmen wie die Anrechnung von Biokraftstoffen auf die CO2-Flottenemissionswerte ermöglicht werden.

Klar wird wieder aus diesen Vorschlägen, wie Wirtschaft und Bürger gegängelt werden sollen. Warum nicht massiv die Umstellung gefördert, anstatt wieder einmal mehr Steuern und Abgaben durch höhere Maut und Beschränkungen gefordert werden, ist niemanden verständlich zu erklären. Aktuell ist Europa und Deutschland als die Lokomotive der europäischen Wirtschaft führend bei der Wasserstoff- und Methanolproduktion. Es wird leider nur noch kurze Zeit so sein, weil die US-Amerikaner einfach schneller in der Marktumsetzung sind. In der Zwischenzeit diskutieren wir lieber darüber, welche Farbe Wasserstoff und Strom haben müssen, um als alternative, nachhaltig erzeugte Energie zu gelten.