Mental oben

Vielen ist es gar nicht so bewusst geworden: in der kalten, tristen Jahreszeit waren Sportler trotz widriger Umstände relativ gut gelaunt. Das liegt nicht daran, dass Sportler nur Frohnaturen sind. Sport und Bewegung hebt die mentale Fitness wie luckx – das magazin recherchierte.

Überstanden

Kalt, nass, dunkel: Herbst und Winter sind für das Gemüt oft eine mentale Herausforderung. Viele Menschen spüren zu dieser Zeit besonders, was es heißt, mit psychischen Problemen, Demotivation und Müdigkeit umgehen zu müssen. Doch zum Glück für Betroffene haben wir jetzt die für sie die wärmere, angenehmere Jahreszeit. Damit der nächste Herbst und Winter „erträglicher“ wird, sollte schon jetzt damit begonnen werden, geeignete Tools zu finden, um gegenzusteuern und depressiven Verstimmungen vorzubeugen. Eine erforschte und erfolgreiche Maßnahme, die sich positiv auf die Psyche auswirken kann, ist Sport und Bewegung. Denn durch körperliche Betätigung werden Endorphine, also Glückshormone, freigesetzt, die das Wohlbefinden steigern und Stress abbauen.

Mentale Gesundheit

Beim Training lernt der Körper mit dem ausgesetzten – positiven – Stress zurechtzukommen. Diese erarbeitete Resilienz kann er folgend auch in anderen Situationen anwenden. Laut einer norwegischen Langzeitstudie aus dem Jahr 2017, die die Auswirkungen von sportlicher Aktivität auf die Entwicklung von Depression bei unterschiedlichsten Menschen erforscht hat, vermindert regelmäßige sportliche Betätigung die Wahrscheinlichkeit, an Depression zu erkranken. „12 Prozent der künftigen Depressionsfälle hätten verhindert werden können, wenn sich alle Teilnehmer mindestens eine Stunde pro Woche körperlich betätigt hätten“, so lautet die Conclusio dort. Eine andere Studie mit chronisch kranken Patienten aus dem Jahr 2009 berichtet ebenso von positiven Auswirkungen von Sport auf Angstzustände. Die besten Ergebnisse wurden hier erreicht, wenn das Trainingsprogramm mindestens 30 Minuten und über einen Zeitraum von drei bis zwölf Wochen erfolgte.

Körperliche Veränderungen

Sport hat also eine unmittelbare Auswirkung auf unsere psychische Verfassung durch die neurobiologischen und neuro-endokrinologischen Veränderungen, die dabei in Gang gebracht werden. Prof. Dr. med. Johannes Scherr, Chefarzt Sportmedizin an der Universitätsklinik Balgrist, und Dr. med. Malte C. Claussen, Präsident der Schweizerische Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie, schreiben in einem Beitrag zu Sport und mentaler Verfassung: „Ein moderates körperliches Training hat einen Einfluss auf die Sekretion von Glucocorticoiden wie das Cortisol, das zum Beispiel bei Stress und Depressionen erhöht ist. Dies wird in der Regel von vielen Menschen positiv erlebt und zum Stressabbau genutzt.“ Weiter heben sie hervor: „Zudem konnten die möglichen Auswirkungen der körperlichen Aktivität auf Neurotransmitter wie Serotonin oder Noradrenalin bereits als zusätzliche Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten bei depressiven Menschen genutzt werden. Sport- und Bewegungstherapie wird bereits jetzt schon […] als zusätzliche Behandlungsmethode geführt.“

Maßnahmen

Zusätzlich zur körperlichen Betätigung beeinflussen natürlich auch andere Faktoren das mentale Wohlbefinden. Nährstoffreiche Ernährung und regelmäßige Mahlzeiten, genug Sonnenlicht, soziale Kontakte, frische Luft und je nach Bedarf Nahrungsergänzungsmittel gehören etwa dazu. Oft hilft es beispielsweise auch, die Joggingrunde, die man im Sommer abends tätigt, im Winter auf die Mittagszeit zu verlegen, um so mehr Sonne und Licht abzubekommen. Wichtig ist auch zu wissen, dass man nicht alleine ist – Winterdepression trifft in Deutschland etwa jede vierte Person. Um gemeinsam dagegen vorzugehen, können Sportgruppen oder regelmäßige Sporttreffen eine Unterstützung sein.