Glücksformel

Viele Menschen suchen nach dem Glück. So stellt sich Ihnen die Frage: Wie lässt sich ein glückliches Leben gestalten? Was muss ich dafür tun? Jeder wird darauf eine eigene Antwort haben. Doch gibt es eigentlich eine Formel, wie sich Glück erreichen lässt. luckx – das magazin ging dieser Frage nach.

Was ist Glück?

Auf einem Gipfel stehen und die reine Bergluft einatmen. Am Strand spazieren gehen. Im Fitnessstudio Gewichte stemmen und dabei außer Atem geraten. Ein Fußballspiel im Fernsehen anschauen und die eigene Mannschaft anfeuern. Alles kann glücklich machen. Doch Glück lässt sich auch statistisch definieren: Im regelmäßig erscheinenden World Happiness Report analysieren Experten, wo die glücklichsten Menschen leben. Die sechs Schlüsselfaktoren sind soziale Unterstützung, Einkommen, Gesundheit (einschließlich psychischer Gesundheit), Freiheit, Großzügigkeit, keine Korruption. Studien belegen dabei, dass glücklichsten Länder der Welt auch die Länder mit dem höchsten Anteil an Sportlern sind. So lässt sich schon jetzt feststellen: Es besteht ein Zusammenhang zwischen Glück und Sport. Dabei belegen die skandinavischen Länder seit Jahren die Spitzenplätze des Rankings. Deutschland hingegen liegt im Jahr 2024 auf Platz 24.

Glücksempfinden

„Die durchschnittliche Glückswahrnehmung und unsere Länderrankings, sowohl für Emotionen als auch für Lebensbewertungen, sind über die drei Covid-Jahre hinweg bemerkenswert stabil geblieben“, konstatiert Ökonom John Helliwell. 2024 blieben die Top 10 Länder im Ranking im Vergleich zu den Vorjahren weitgehend unverändert. Allerdings wurden 2024 erstmals separate Rankings nach Altersgruppen erstellt, die in vielen Fällen deutlich vom Gesamtranking abweichen. Bei Kindern und Jugendlichen unter 30 Jahren steht Litauen an der Spitze der Liste, während Dänemark für Menschen über 60 das glücklichste Land der Welt ist.

Sport soll glücklicher machen als mehr Geld. Warum könnte das so sein? Wir wissen um die positiven Effekte von Sport. Der Körper schüttet vermehrt die Glückshormone Serotonin und Dopamin aus. Auch der Stresspegel sinkt durch körperliche Betätigung, da das Hormon Cortisol abgebaut wird. Wissenschaftler der Universitäten Yale und Oxford analysierten 2018 die Daten von 1,2 Millionen US-Amerikanern und kamen sogar zu dem Ergebnis, dass Sport glücklicher macht als Geld. Es ist also nicht verwunderlich, dass es einen Zusammenhang zwischen Sport und Glück gibt.

Skandinavier sind glücklicher

Eine hohe Lebensqualität, ein gutes Bildungssystem, soziale Sicherheit, ein starkes soziales Netz, aber auch die Schönheit und Weite der Natur – all das führt dazu, dass die Skandinavier glücklicher sind als die meisten ihrer europäischen Nachbarn. Auffällig ist zudem, dass die Menschen in den skandinavischen Ländern regelmäßig und ausgiebig Sport treiben. Ganz oben auf der Liste stehen laut World Happiness Report Finnland, Dänemark und Island. Ebenfalls an der Spitze: Schweden und Israel – die Bewohner beider Länder erfahren ein hohes Maß an Glück.Doch welche sportliche Betätigung macht glücklicher? Walking, Aerobic oder hochintensives Intervalltraining? Laut Forschern der Universität Turku in Finnland ist die Antwort ganz klar: hochintensivem Intervalltraining (HIIT). Beim Vergleich der Endorphinmenge im Körper nach einer moderaten Aerobic-Stunde und einer einstündigen Einheit mit HIIT stellten sie fest, dass die Teilnehmer der HIIT-Gruppe deutlich mehr Glückshormone im Blut hatten. Das bestätigten chinesische Forscher der Universität Shenzhen im Vergleich früherer Studien; allerdings kann bereits ein zehn- bis 30-minütiges Training die Stimmung verbessern.

Eine weitere Studie der Universität Turku konnte nachweisen, dass Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen sogar bei schweren Depressionen helfen. Auch bei älteren Menschen konnte nachgewiesen werden, dass Sport dabei hilft, psychische Probleme zu reduzieren und die geistige Gesundheit zu verbessern. Eine Studie mit Frauen im Iran ergab beispielsweise, dass sich ein achtwöchiger Pilates-Kurs positiv auf die Depression und das Glücksniveau der Teilnehmerinnen auswirkte.

Mit einfachen Techniken die Leistung steigern

Um den Genussgipfel zu erreichen, können kleine Abenteuererlebnissen entsprechende Anreize verschaffen. Denn Zeit im Freien ist einfach Wohlfühlzeit. Ein gesteigertes Wohlbefinden ist auch mit Abenteuererlebnissen verbunden – zu diesem Ergebnis kommen die Professorinnen Gill Pomfret und Carola May. In ihrer Studie analysierten die englischen und deutschen Wissenschaftlerinnen die wichtigsten Forschungskonzepte rund um Wohlbefinden und Abenteuererlebnisse. Allein durch den Wald joggen oder gemeinsam Tennis spielen – ob wir Individualsport bevorzugen oder mit Gleichgesinnten trainieren, ist eine rein persönliche Frage. In Neuseeland fanden Wissenschaftler heraus, dass organisierter Sport einzigartige Zusatzvorteile für das Wohlbefinden hat. Laut ihrer Studie ließ sich das Glücksgefühl bei ohnehin aktiven Jugendlichen durch organisierten Gruppensport noch weiter steigern.

Wer gar keinen Sport treiben möchte, dafür aber regelmäßig Sportveranstaltungen besucht, gerne Sportsendungen im TV oder per Streaming anschaut, Sportnachrichten liest oder sich mit anderen über Sport austauscht – auch das wird positiv mit Glück assoziiert. Das ist zumindest das Ergebnis einer spanischen Studie aus dem Jahr 2021.

Bewegungsrezepte

Wenn soviel Bewegung zur Gesunderhaltung beitragen, stellt sich die Frage, wenn endlich Sport auf Rezept verordnet wird. Das hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) aufgegriffen und die Initiative „Rezepte für Bewegung“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, Menschen zu mehr Bewegung und einem aktiveren Lebensstil zu motivieren. Hausärzte „verschreiben“ ihren Patienten mithilfe eines Informationsblatts mehr Bewegung und empfehlen die Teilnahme an einem Sportprogramm eines der 14 regionalen Sportverbände.

Kanada (Platz 15) setzt dagegen auf die „grüne Pille auf Rezept“: Ärztin Dr. Melissa Lem hat die Initiative PaRX ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Programms verschreiben Gesundheitsdienstleister ihren Patienten Zeit in der Natur. Wer das Rezept erhält und in der Nähe eines Nationalparks lebt, darf diesen sogar kostenlos betreten.

2018 verabschiedete die australische Regierung ihren ersten nationalen Sportplan (Australien belegt im World Happiness Report Platz 10). Ihr groß angelegtes Zukunftspapier „Sport 2030“ soll laut der damaligen Sportministerin Bridget McKenzie einen klaren Weg vorgeben, wie staatliche Maßnahmen Breitensportorganisationen unterstützen und die Teilnehmerquoten für bessere Gesundheit und Wohlbefinden steigern können: „Wir brauchen neue Wege, um uns auf Sport und körperliche Betätigung zu konzentrieren und in sie zu investieren, damit wir unser Potenzial als Nation ausschöpfen können.“

Erkenntnis ohne Umsetzung für Deutschland

So haben viele Regierungen erkannt, dass sportliche Nationen glücklicher sind. Daraus ergibt sich ein Einzigartiges Potenzial für Europa. Und vielleicht haben auch die unzufriedenen Länder Europas eine Chance, glücklicher zu werden. Denn, wie der Vizepräsident für die Förderung der europäischen Lebensweise, Margaritis Schinas, erkannt hat: „Sport allein wird nicht alle unsere Probleme lösen. Aber abgesehen von den ganz offensichtlichen Vorteilen für unsere Gesundheit hat er ein einzigartiges Potenzial, uns miteinander zu verbinden und uns das Gefühl zu geben, einer Gemeinschaft anzugehören.“ Und das macht definitiv glücklich!