Fleischfresser

Fleisch gehört auf den Grill und in die Pfanne. Doch muss das wirklich so sein? Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Sogar der Bundeslandwirtschaftsminister als bekennender Vegetarier setzt in seiner Landwirtschaftspolitik nicht auf fleischlose Ernährung, wie luckx – das magazin recherchierte.

Umweltschutz

Es ist schon unverständlich: Nur für den Anbau von Tierfutter werden weltweit Wälder gerodet. Auch Rinder setzen das Klimagas Methan frei. Doch Letzteres ist im Vergleich zu anderen Emittenten ein etwas kleineres Übel. Trotzdem wird der Fleischproduktion eine schlechte Ökobilanz ausgestellt. Doch ein kleinerer Teil trifft direkt die Produktion. Den größere Part müssen wir uns selbst zuschreiben bei der Verschwendung von Ressourcen. Schlechte Lagerhaltung und Wegwerfen machen einen großen Teil des Verbrauchs aus. Deshalb ist bewusster Konsum angesagt.

In Deutschland hat die Landwirtschaft nach Schätzungen des Umweltbundesamtes im Jahr 2022 insgesamt 55,5 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente emittiert. Das sind 7,4 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland. Davon kamen rund 38,6 Millionen Tonnen aus der Tierhaltung. Fleisch- und Milchviehhaltung sind für knapp 70 Prozent aller landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen und für mehr als 5 Prozent der gesamten Emissionen in Deutschland verantwortlich. Ob zu viel, ist immer relativ zu betrachten. Wenn wir das mit der Energieproduktion (Strom, Wärme) vergleichen, deren Anteil über 85 Prozent beträgt, sind hier größere Potentiale zu schöpfen. Ein Grad weniger Zimmertemperatur und den Strom für E-Autos aus Solarkollektoren können die gesamten Treibhausgasemissionen der Tierproduktion decken. Nur mal so zum Nachdenken . . .

Ernährung unverzichtbar

Nun geht es aber nicht darum, Elektroautos zu verteufeln. Doch den allermeisten E-Autofahrern ist nicht bewusst, dass ihr Strom aus Kohle, Erdöl und Gas erzeugt werden muss. Denn weiterhin ist zu wenig nachhaltig erzeugte Energie im Markt vorhanden. Zurück zur Tierproduktion, die Ressourcen wie Wasser und Energie verbraucht und damit Treibhausgase verursacht. Das ist so unvermeidlich wie die Landwirtschaft für die Ernährung unverzichtbar ist. Nur ist sie im Vergleich zur Erzeugung pflanzlicher Nahrungsmitteln und damit zur Fleischkonsum mit deutlich mehr Umwelt- und Klimafolgen verbunden. Tiere benötigen Futter zum Leben und zum Wachsen. Um das Futter anzubauen, braucht man Flächen. Die Fleischproduktion beansprucht dadurch mehr Nutzfläche als pflanzliche Erzeugnisse mit einem vergleichbaren Nährwert, die Menschen direkt verzehren, weil pflanzliche Mittel auf dem „Weg zum Fleisch“ sozusagen verloren gehen. So wäre der Flächenverbrauch bei Rindern kein so großes Problem, wenn sie – wie es ihrer Natur als Wiederkäuer entspricht – auf der Weide stehen und Gras fressen. Stattdessen fressen sie meistens Kraftfutter aus Mais, Soja oder Getreide. Auch in der konventionellen Haltung von Schweinen oder Hühnern spielt Soja eine bedeutende Rolle. Die Flächen, auf denen diese Futterpflanzen wachsen, sind zur direkten Lebensmittelproduktion für Menschen nicht mehr nutzbar. Das Problem von genveränderten pflanzlichen Produkten wurde hier noch nicht berücksichtigt. Darüber hinaus werden weltweit mehr Pflanzen für Tierfutter als für den direkten menschlichen Verzehr angebaut. Der Verbrauch pflanzlicher Nahrung in der Nutztierhaltung ist vier Mal höher als der menschliche Direktverzehr. Auch in Deutschland dienen knapp 60 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ausschließlich dem Futteranbau.

Soja-Produktion und Verbesserung der Ökobilanz

Für den Soja-Anbau werden weltweit immer mehr Wälder abgeholzt. Das trägt zum Klimawandel bei, weil diese Wälder weniger Kohlendioxid binden. Hinzu kommen noch die Methan-Emissionen sowie die Wasserbelastung durch Fäkalien und Antibiotika. Alles zusammen bedeutet: der Konsum von Fleisch hat einen größeren ökologischen Fußabdruck als der direkte Verzehr von Pflanzen. Unabhängig von Umweltaspekten ist Massentierhaltung vielfach mit Tierquälerei verbunden und damit auch ein tierethisches Problem. Die Forderung nach ökologischer Tierproduktion mit besserer, gesünderer Produktqualität sollte mehr berücksichtigt werden. Wie viel und welches Fleisch wir kaufen, entscheidet darüber, wie Tiere gehalten werden, wie viel Ressourcen verbraucht und wie sehr wir mit unserem Konsum zur Erderwärmung beitragen. Milch- und Fleischwirtschaft sind für das Klima eine Belastung. Das bedeutet nicht, dass wir uns alle vegetarisch oder vegan ernähren müssen – aber die Devise sollte sein: Weniger und dafür in besserer Qualität. Wenn wir alle weniger und nachhaltig erzeugtes Fleisch konsumieren, hilft das den Tieren und dem Klima.

Nur noch Sonntagsbraten?

Früher war Fleisch ein teures Lebensmittel, das sich die meisten Menschen nur an Feiertagen leisten konnten. Warum? Weil ihre Einkommen bewusst niedrig gehalten wurden und es im Vergleich zu heute überwiegend Geringverdiener waren. Erst mit mehr Demokratie in der Arbeitswelt und der Kampf der Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen und Entlohnung sicherte ihnen einen höheren Lebensstandard. So konnten sie sich auch wie die Privilegierten einen höheren Lebensstandard leisten. Dass mit einem bewusster Fleischgenuss sich der Gesundheitszustand ändert, haben die „Privilegierten“ schon längst für sich entdeckt. So sinkt etwa bei einem langfristig hohen Gemüsekonsum das Risiko für Schlaganfall, koronare Herzerkrankung oder Darmkrebs, während ein hoher Konsum von rotem Fleisch und Wurst einen ungünstigen Einfluss auf diese Krankheitsrisiken haben kann. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen je nach Kalorienbedarf eine wöchentliche Menge von 300 Gramm Fleisch und für Erwachsene mit einem hohen Kalorienbedarf höchstens 600 Gramm.